Preisentwicklung

Verbraucher optimistischer bei kurzfristiger Inflationsentwicklung

Die Inflationserwartungen der Verbraucher in der Eurozone fallen auf Sicht von zwölf Monaten deutlich. Für die EZB sind das gute Nachrichten.

Verbraucher optimistischer bei kurzfristiger Inflationsentwicklung

Verbraucher optimistischer bei Inflation

Erwartungen für kurze Frist deutlich niedriger – Gute Nachrichten für EZB

mpi Frankfurt

Die Bevölkerung in der Eurozone blickt deutlich optimistischer auf die Preisentwicklung in den kommenden zwölf Monaten als zuletzt. Von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragte Verbraucher rechnen im Median nur noch mit einer Inflationsrate von 3,2%, wie die EZB am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Es ist der dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Stand seit Februar 2022. Bei der vorherigen Befragung hatten die Konsumenten noch 3,5% prognostiziert.

Für das sogenannte Consumer Expectation Survey (CES), welches die EZB monatlich durchführt, wurden erstmals auch Verbraucher aus Österreich, Irland, Griechenland, Portugal und Finnland zu ihren Erwartungen an Inflation und Konjunktur befragt. Damit findet die Umfrage nun in elf Euro-Ländern statt, die laut der EZB für 94% der Bevölkerung und 96% der Wirtschaftskraft der Währungszone stehen.

Selbsterfüllende Prophezeiung

Die Umfrage gibt damit ein noch genaueres Bild der Verbrauchererwartungen ab, die für die EZB eine wichtige Rolle spielen. Denn Menschen passen ihren Konsum und ihre Investitionen mitunter ihren Inflations- und Konjunkturerwartungen an. Gehen sie beispielsweise von in der Zukunft stark steigenden Preisen aus, verschieben sie Ausgaben nach Möglichkeit von der Zukunft in die Gegenwart. Dies erhöht den Preisdruck. Hohe Inflationserwartungen können daher zu einer tatsächlich höheren Inflation führen.

Lange Zeit hatten die Konsumenten trotz sinkender Inflationsrate ihre Erwartungen nicht wesentlich nach unten korrigiert. Von daher ist der erneute Rückgang der kurzfristigen Inflationserwartungen der Verbraucher ein Erfolg für die Notenbank.

Verbraucher pessimistischer als EZB

Insgesamt blicken die Verbraucher weiter deutlich pessimistischer in die Zukunft als die EZB und der Großteil der Ökonomen. Die Notenbank beziffert die Inflationsrate in diesem Jahr in ihrer aktuellen Projektion auf 2,7%. Es verdichten sich aber die Anzeichen, dass die EZB bei der Vorlage ihrer neuen Prognosen im Rahmen des Zinsentscheids im März die Vorhersage für die Inflation und auch für das Wirtschaftswachstum nach unten revidieren wird. So pessimistisch wie bei den Konsumenten im Euroraum wird die EZB-Prognose zur Konjunktur jedoch nicht ausfallen.

Beim Bruttoinlandsprodukt der Eurozone rechnen die Verbraucher weiterhin mit einem Rückgang um 1,3% in den kommenden zwölf Monaten. Die EZB erwartete in ihrer Dezember-Prognose hingegen ein Wachstum von 0,8%. Konjunkturindikatoren wie Einkaufsmanagerindizes deuten jedoch auf einen eher schwachen Start der Euro-Wirtschaft ins neue Jahr hin. Daher dürfte die EZB ihre Prognose nach unten korrigieren, aber weiterhin von einem leichten Wachstum ausgehen.

Für die Geldpolitik spielt die wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Rolle. Sollte die Konjunktur deutlich schlechter laufen als von der EZB vorhergesagt und die wirtschaftliche Erholung ausfallen, besteht die Gefahr, dass das aktuelle Zinsniveau bereits zu restriktiv ist. Die Inflation könnte dann mittelfristig aufgrund der geringeren Güternachfrage unter den Zielwert der Notenbank von 2,0% fallen.

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