GfK-Konsumklima

Verbraucher sorgen sich vor Inflation

Der Mix aus zunehmenden Corona-Infektionszahlen, Impfmüdigkeit und den Preissteigerungen hat die Konsumlaune der Deutschen im Juli gedrückt. Das lässt auf ein langsameres Wachstum im dritten Quartal schließen.

Verbraucher sorgen sich vor Inflation

ba Frankfurt

Die wieder steigenden Inzidenzzahlen, rückläufige Impffortschritte und die Sorge vor einer Rückkehr der Inflation lasten im Juli auf der Konsumlaune in Deutschland. Die Anschaffungsneigung legte zwar leicht zu, die Erwartungen an die weitere konjunkturelle Entwicklung sowie das eigene Einkommen gingen im Vergleich zum Vormonat zurück. Das GfK-Konsumklima für August verharrte auf dem Vormonatsniveau von –0,3 Punkten. Ökonomen hatten ein Plus auf 1,0 Zähler erwartet. Die Ergebnisse der aktuellen GfK-Konsumklimastudie sprechen ebenso wie das DIW-Konjunkturbarometer daher für eine etwas langsamere Gangart der deutschen Wirtschaft im laufenden dritten Quartal.

Die Verbraucher sehen die Wirtschaft weiter im Aufschwung, ihre Konjunkturerwartungen sind allerdings im Juli gesunken – im Juni hatte der entsprechende Indikator noch ein Zehnjahreshoch bei 58,4 Punkten erreicht, nun sind es 54,6 Zähler (siehe Grafik). „Trotz der momentanen Stagnation des Konsumklimas wird die Binnenkonjunktur in der zweiten Jahreshälfte einen positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung leisten“, kommentierte GfK-Experte Rolf Bürkl die monatliche Umfrage unter rund 2000 Verbrauchern. „Dafür werden auch die gut gefüllten Portemonnaies der Verbraucher sorgen.“ Während der Lockdown-Phasen der Pandemie ist die Sparquote mangels Konsummöglichkeiten auf Rekordhöhe gestiegen. Ökonomen erwarten, dass ein Teil nun in zusätzlichen Konsum fließt und damit der Konjunktur einen Zusatzschwung gibt.

Langsamere Gangart erwartet

Eine weitere starke Konsumausweitung hat etwa das DIW auf dem Zettel – so komme die anhaltende Erholung auf dem Arbeitsmarkt an, immer mehr Menschen würden aus der Kurzarbeit in die reguläre Beschäftigung zurückkehren, und auch die Löhne dürften spürbar zulegen. Damit stünde den Menschen hierzulande – zumindest im Durchschnitt – ein merklich steigendes Einkommen zur Verfügung, heißt es im DIW-Konjunkturbarometer für Juli. Da die Industrie weiter unter den Lieferengpässen leide und sich auch keine Besserung abzeichne, werde das Wachstum im dritten Quartal an Tempo verlieren. Das DIW-Konjunkturbarometer signalisiert mit einem Stand von 100 Punkten ein Plus von 1,0% zum Vorquartal. Für die drei Monate bis Juni prognostiziert das DIW ein Wachstum von rund 2,5% – an diesem Freitag legt das Statistische Bundesamt (Destatis) die Schnellmeldung zum zweiten Quartal vor. Ökonomen erwarten im Mittel ein Plus von 2,1%, nachdem die Wirtschaft im ersten Quartal noch um 1,8% geschrumpft war. Maßgeblich für das kräftige Plus im zweiten Quartal ist DIW-Experte Simon Junker zufolge „die Erholung in vielen Dienstleistungsbranchen, die nun weitgehend abgeschlossen sein dürfte“. Die Erholung komme nun zwar „in etwas ruhigeres Fahrwasser – Aussichten auf eine kräftigere Industriekonjunktur im späteren Jahresverlauf sprechen aber für eine wieder anziehende Dynamik zum Jahreswechsel“, heißt es beim DIW.

Nach und nach werde der private Konsum „mehr und mehr zur positiven Konjunkturentwicklung beitragen“, heißt es bei der GfK. Auch wenn die Konsumfreude wegen Maskenpflicht und Abstandsregeln nach wie vor getrübt sei, habe die Bereitschaft der deutschen Verbraucher für größere Anschaffungen im Juli zugelegt. Das entsprechende GfK-Barometer stieg um 1,4 auf 14,8 Punkte. Dass die Phase sinkender Inzidenzen zu Ende gegangen sei und die Dynamik beim Impfen trotz ausreichend vorhandenen Impfstoffes zuletzt deutlich nachgelassen habe, „verhindert gegenwärtig einen weiteren deutlichen Anstieg der Konsumstimmung“, betonte GfK-Experte Bürkl.

Zudem rücke das Thema Inflation wieder stärker in den Fokus der Konsumenten. „Die Erfahrung zeigt, dass steigende Preise, wie sie im Moment zu beobachten sind, belastend auf das Konsumklima wirken“, erläuterte Bürkl. Die Teuerungsrate lag im Juni bei 2,3% – weit über dem Ziel der Europäischen Zentralbank von glatt 2%. Ökonomen erwarten für Juli eine Jahresinflationsrate von 3,2%. In den Preisdaten, die Destatis am heutigen Donnerstag vorlegt, wird sich auch erstmals der Basiseffekt der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 bemerkbar machen (siehe auch nebenstehender Bericht). Dies dürfte laut den Nürnberger Konsumforschern die Einkommensaussichten belasten. Das Barometer der Einkommenserwartungen gab im Juli um 5,1 auf 29,0 Punkte nach, das Niveau bewertet die GfK aber immer noch als zufriedenstellend.