Energiepreise

Vom Gas- zum Strommangel

Nach dem Gasmangel schlägt nun der Strommangel auf die Energiepreise durch. Die Notierungen für Strom haben in Deutschland und Frankreich Rekordniveaus erreicht.

Vom Gas- zum Strommangel

Und wieder einmal gibt es an europäischen Energiemärkten Rekordniveaus: Gegenüber 2020 hat sich der Preis der Megawattstunde Strom in Deutsch­land auf 555 Euro vervierzehnfacht. In Frankreich wurden gar 570 Euro erreicht. Betroffen ist auch Strom in  Deutschland für das kommende Jahr, für den erstmals 514 Euro gezahlt werden mussten – ein klarer Hinweis darauf, dass in der Branche mit erheblichem Strommangel im Winter gerechnet wird.

Der Strommangel ist einerseits ein hausgemachtes deutsches Problem. Die von der Bundesregierung beschlossene Abschaltung von Atomkraftwerken und schmutzigen Kohlekraftwerken sowie die starke Betonung der erneuerbaren Energien wie Solar und Windkraft, die sich leider als unzuverlässig erweisen, haben die Misere herbeigeführt. Die Situation dürfte sich ab der Jahreswende noch einmal erheblich verschärfen, wenn die letzten Atomkraftwerke vom Netz gehen. An diesem Plan halten vor allem die grünen Minister in der Bundesregierung (derzeit noch) fest. Akut verschärft werden die Probleme durch die Dürre, die Kühlwasser knapp werden lässt und vor allem den Transport von Kohle und auch Öl über den Rhein unterbindet.

Eine Rolle spielt auch der Gasmangel, der zum Problem für den Strommarkt wird. Rund 13% des Erdgases wird in Deutschland zur Stromerzeugung verwendet. Zwar sind die Gasspeicher in Deutschland mittlerweile zu fast 77% gefüllt. Das Problem der Versorgung mit russischem Gas kann sich aber jederzeit wieder verschärfen, da das Problem der Wartung der Siemens-Gasturbinen der Pipeline Nord Stream 1 immer noch nicht gelöst ist und Nord Stream 2 aus politischen Gründen dauerhaft außer Betrieb bleiben dürfte.

Der Strommangel ist andererseits aber auch ein europäisches Problem – mit gravierenden Auswirkungen für Deutschland. Dabei sticht Frankreich hervor. Aufgrund von Kühlwassermangel und maroder Kraftwerkstechnik sind momentan gerade einmal 46,6% der in Frankreich dominierenden nuklearen Kapazitäten am Netz. Das Nachbarland, auf dessen Strom Deutschland in der Vergangenheit notfalls zurückgreifen konnte, ist nun selbst auf Lieferungen der EU-Partner angewiesen.

Kurzfristig sind die Probleme nicht zu lösen. Selbst eine Aufgabe der Russland-Sanktionen würde zumindest den Strommangel bestenfalls lindern. Zu fordern wäre aber, dass künftig politische Initiativen jeglicher Art erst dann gestartet werden, wenn klar ist, dass die Ressourcen dafür vorhanden sind.

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