Geldpolitik

Weidmann heizt PEPP-Debatte an

Der EZB-Rat steht im September vor zentralen Weichenstellungen, was die Anleihekäufe betrifft. Die Diskussion unter den Notenbankern nimmt bereits gehörig Fahrt auf.

Weidmann heizt PEPP-Debatte an

ms Frankfurt

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat seine Forderung untermauert, das Corona-Notfallanleihekaufprogramm PEPP der Europäischen Zentralbank (EZB) zu beenden, sobald die Krise überwunden ist. „Das erste P steht schließlich für pandemisch und nicht für permanent. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit“, sagte Weidmann der „Welt am Sonntag“. Auch das Kaufprogramm APP müsse enden, sobald der Inflationsausblick das erlaube.

Der EZB-Rat steht bei der nächsten geldpolitischen Sitzung im September vor zentralen Weichenstellungen, was die Anleihekäufe betrifft. Das gilt insbesondere für das 1,85 Bill. Euro schwere PEPP, das aktuell bis mindestens Ende März 2022 laufen soll. Die Hardliner („Falken“) dringen auf ein rasches Auslaufen. Die „Tauben“ mahnen zur Vorsicht und reden teilweise gar von einer Ausweitung des Stimulus. In den USA diskutiert die Fed über eine Drosselung („Tapering“) ihrer billionenschweren Anleihekäufe.

̈„Für mich ist wichtig, dass wir die Geldpolitik rechtzeitig wieder normalisieren, wenn es die Preisaussichten erfordern“, sagte Weidmann nun: „Ich werde jedenfalls darauf drängen, auch das Risiko einer zu hohen Inflationsrate genau im Blick zu behalten und nicht nur auf das Risiko einer zu niedrigen Inflationsrate zu schauen.“ Im Juli war die Inflation in Deutschland auf 3,8% geklettert, und im Jahresverlauf könnte die Rate in Richtung 5% gehen. In der Eurozone lag die Teuerung im Juli bei 2,2% und dürfte weiter zulegen. Die EZB erwartet aber bereits 2022 wieder deutlich niedrigere Inflationsraten. Sie strebt mittelfristig 2% an.

Weidmann betonte nun zudem, dass die EZB im Zweifelsfall keine Rücksicht auf die Finanzierungskosten der Staaten nehmen könne: „Die EZB ist nicht dazu da, sich um die Solvenzsicherung der Staaten zu kümmern.“ Vor allem in Deutschland werfen viele Kritiker der EZB vor, mit ihrer anhaltend sehr expansiven Geldpolitik vor allem den Staaten helfen zu wollen, die sich in der Coronakrise drastisch verschuldet haben.

Unterdessen hat das Eurosystem aus EZB und den 19 nationalen Zentralbanken in der Vorwoche im Zuge von PEPP und APP Anleihen im Wert von knapp 21,6 Mrd. Euro erworben, wie die EZB am Montag mitteilte. Auf PEPP entfielen 16,4 Mrd. Euro. Der EZB-Rat hatte das Kauftempo im März erhöht, um den Anstieg der Euro-Renditen zu bremsen.