Ehemaliger Bundesbankpräsident

Weidmann stellt digitalen Euro infrage

Die Leiter des neuen Centre for Central Banking der Frankfurt School, Weidmann und Mönch, äußern sich im Interview skeptisch, was den Nutzen des digitalen Euro betrifft. Außerdem lehnen sie eine Änderung des EZB-Mandats ab und stellen die Arbeit des Centres vor.

Weidmann stellt digitalen Euro infrage

Weidmann stellt digitalen Euro infrage

Führungsteam des Centre for Central Banking gegen Ausweitung des EZB-Mandats

mpi Frankfurt

Für die Europäische Zentralbank und die nationalen Notenbanken im Eurosystem wie die Bundesbank ist die Einführung des digitalen Euro in den kommenden Jahren ein Schlüsselprojekt. Der frühere Bundesbankpräsident Jens Weidmann ist hingegen vom Nutzen der digitalen Zentralbankwährung für den Verbraucher – aber auch für die Geldpolitik – nicht überzeugt. „Ich glaube, dass die Geldpolitik auch zukünftig ohne einen digitalen Euro gut funktionieren kann“, sagt Weidmann im Interview der Börsen-Zeitung.

Auch Emanuel Mönch, der gemeinsam mit Weidmann das Anfang 2024 gegründete Centre for Central Banking der Frankfurt School of Finance & Management (FS) leitet, äußert sich im Interview kritisch zur Konzeption des digitalen Euro. „Ich sähe eine Chance in einer Programmierbarkeit des digitalen Euros“, sagt Mönch. „Zu meiner Verwunderung wird das derzeit aber recht explizit ausgeschlossen.“

Netzwerk für Zentralbanken

Das Centre for Central Banking befindet sich noch in der Aufbauphase, wie Mönch und Weidmann erläutern. Die Vision ist jedoch klar: Die Einrichtung widmet sich der Forschung und künftig auch der Lehre von Themen, die für Zentralbanken relevant sind. Zudem ist es als Netzwerk für Akteure in diesem Bereich gedacht. „Die Verbindung und der Austausch von Notenbankpraktikern mit Wissenschaftlern und Studierenden schaffen einen Mehrwert für alle“, sagt Weidmann.

Diesen Austausch gibt es bereits jetzt. Regelmäßig sind EZB-Ratsmitglieder zu Gast an der FS für Vorträge und Diskussionen, wie zuletzt die Notenbankpräsidenten aus Belgien und Kroatien. Außerdem nahm die US-Finanzministerin und ehemalige Präsidentin der Fed, Janet Yellen, im Mai persönlich die Ehrendoktorwürde der FS entgegen. Einer der Laudatoren war Weidmann, der Yellen persönlich gut kennt.

Eine Erweiterung des EZB-Mandats um Wachstums- und eventuell Klimaziele, wie es Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vorgeschlagen hat, stehen Weidmann und Mönch skeptisch gegenüber. „Wenn die Notenbank bei ihren Maßnahmen zwischen verschiedenen politischen Zielen entscheiden müsste, Ziele der Regierung verstärkt oder konterkariert, dann wäre dies keine Aufgabe für unabhängige, aber eben nicht gewählte Experten – sondern für Parlamente und Regierungen“, meint Weidmann.


Das vollständige Interview lesen Sie hier.

Im Interview Seite 8
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