Europäische Union

Weniger Firmengründungen in allen Sektoren

Zuletzt sind in der EU sowohl weniger Unternehmen entstanden als auch mehr Firmen in die Insolvenz gegangen. Für die wirtschaftliche Entwicklung sind das schlechte Nachrichten.

Weniger Firmengründungen in allen Sektoren

Weniger Firmengründungen
in der EU in allen Sektoren

mpi Frankfurt

Zahl der Insolvenzen steigt im zweiten Quartal

Die Unternehmensdynamik in der Europäischen Union verliert weiter an Fahrt. Im zweiten Quartal sind sowohl weniger Firmen entstanden als auch mehr Unternehmen in die Insolvenz gegangen. Die Zahl der Firmenpleiten ist im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres um 3,1% gestiegen, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte.

Vor allem im kriselnden Bausektor hat die Zahl der Pleiten zugenommen. Hier beträgt der Anstieg 3,8%. Die Bauwirtschaft ist besonders zinssensitiv und leidet daher unter den Folgewirkungen der zehn Zinserhöhungen der EZB um insgesamt 450 Basispunkte zwischen Juli 2022 und September 2023. Ebenfalls mehr Insolvenzen gab es im Finanzsektor (+2,6%), im Handel (+2,4%) und in der Industrie (+1,6%). Im Informations- und Kommunikationssektor (−4,8%), in der Transportbranche (−1,6%), Unterkunft und Verpflegung (−1,1%) sowie im Bereich Bildung und soziale Dienstleistungen (−1,0%) gab es dagegen weniger Insolvenzen.

Bei Unternehmensgründungen gab es hingegen in allen acht genannten Sektoren einen Rückgang im zweiten Quartal im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres. Für den Handel (−4,7%), die Industrie (−3,6%) und den Bereich Bildung und soziale Dienstleistungen (−3,4%) hat Eurostat die größten Rückgänge gemessen. Am geringsten fällt er im Finanzsektor aus, wo die Zahl der Gründungen nur um 0,7% geschrumpft ist.

Bürokratie bremst aus

Die Bundesbank hatte sich im März in ihrem Monatsbericht mit Firmengründungen auseinandergesetzt. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass selbst in wirtschaftlichen Wachstumsphasen die Unternehmensdynamik in Deutschland zuletzt „kraftlos“ war.

Als Ursachen führt die Bundesbank den demografischen Wandel, gestiegene Unsicherheiten aufgrund geopolitischer Krisen, Überregulierung, Überbürokratisierung und zu wenig Investitionsaktivitäten an. In der jüngeren Vergangenheit könnte zudem das vergleichsweise hohe Zinsniveau potenzielle Unternehmensgründer von ihrem Vorhaben abgehalten haben.

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