Kooperation statt Rivalität

„Wir brauchen keine China-Strategie“

Das wichtigste im Dialog mit China sei es, als starke Einheit aufzutreten, sagen Vertreter der deutschen Unternehmen in China. Statt zu überlegen, mit welcher Strategie man dem Rivalen "beikommen" könne, solle man lieber auf Partnerschaft setzen.

„Wir brauchen keine China-Strategie“

„Wir brauchen keine
China-Strategie“

Deutschland und EU müssen geeint auftreten

la Frankfurt

Die neue Bundesregierung muss inmitten außenpolitischer Umbrüche zusammenfinden. Dass es insbesondere in der Kommunikation mit China, Deutschlands zweitwichtigstem Handelspartner, auf eine klare Linie ankommt, betonten Christian Sommer, CEO des German Centre Shanghai, und Maximilian Butek, Direktor der Deutschen Handelskammer in China. „Vor Scholz war Chinapolitik Sache des Kanzleramtes, nicht des Außenministeriums. Scholz und Baerbock haben zuletzt in China unterschiedliche Strategien verfolgt“, sagte Sommer auf einer Veranstaltung des Sino-German-Center der Frankfurt School. Jetzt brauche es eine gemeinsame Stimme der deutschen Regierung und idealerweise auch eine gemeinsame Stimme der Europäischen Union. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz müsse sich deswegen noch mehr um eine Einigung der EU bemühen.

Für die deutschen Unternehmen selbst, die in China für China produzieren, seien die internationalen Beziehungen gar nicht der springende Punkt, sondern die wirtschaftliche Lage vor Ort: „Preisdruck, Innovation und die zunehmende Qualität chinesischer Produkte“, wären die größten Herausforderungen. Gute Beziehungen würden zwar helfen, grundlegend aber nichts ändern. „Wir brauchen keine China-Strategie. Wir haben ja auch keine USA-Strategie oder Globaler-Süden-Strategie. Was wir brauchen ist eine EU-Industrie-Strategie, um die EU wieder wettbewerbsfähiger zu machen“, forderte Butek. Sommer sagte, in China freue man sich, jemand neuen zu sehen, der eine „wirtschaftsfreundlichere“ Sicht mitbringt.

Butek wies auch auf die Verhandlungsposition Chinas hin, die durch Erfolge wie die künstliche Intelligenz DeepSeek besonders gestärkt sei: „China hat neues Selbstvertrauen gewonnen und kann die Agenda stärker selbst bestimmen. Es heißt jetzt: Ihr braucht uns, investieren tut ihr sowieso.“ Umso wichtiger sei es für die EU, aus einer gemeinsamen Position der Stärke heraus agieren zu können.

Rivale oder Partner

Butek und Sommer sprachen sich dafür aus, das Land im Osten nicht mehr länger als Rivalen zu betrachten, sondern als Partner. So könne ermöglicht werden, an der Innovationskraft des Landes teilzuhaben. Die SPD hatte China in ihrem Parteiprogramm zuletzt sehr wohl als „Rivalen“ definiert, Peking sei „kein einfacher Partner“. Auch wirft sie dem Land „wettbewerbsverzerrende Industriepolitik“ vor. Im Programm der CDU steht, China wolle wirtschaftliche, finanzielle und politische Abhängigkeiten schaffen. Beide Parteien kritisieren zudem die Beziehungen zu Russland und Taiwan.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.