Economic Experts Survey (EES)

Wirtschaftsexperten werten politische Lage kritischer

In der vierteljährlichen Ifo-Umfrage bewerten Wirtschaftsexperten die politische Lage kritischer als zuvor. Vor allem in den USA macht sich Pessimismus breit.

Wirtschaftsexperten werten politische Lage kritischer

ba Frankfurt

Wirtschaftsexperten nehmen die aktuelle politische Lage mittlerweile als deutlich diffuser wahr als bislang in diesem Jahr. Insbesondere die vom Ifo-Institut Befragten aus den USA befürchten eine Zunahme politischer Instabilität und eine Verschlechterung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Sie zeigen sich bereits seit einem Jahr sehr pessimistisch, heißt es in der Economic Experts Survey (EES), der vierteljährlichen Umfrage des Ifo-Instituts unter 1.514 Wirtschaftsexperten aus 119 Ländern. „Ihre Sorge ist deutlich stärker als bei Experten aus anderen Ländern, dass ihr Heimatland politisch instabiler wird“, sagt Ifo-Forscher Niklas Potrafke.

Während die Befragten in den anderen Weltregionen eine Verbesserung der politischen Stabilität in ihren Ländern beobachteten, nähmen die US-Experten eine deutliche Verschlechterung wahr. „Politische Unsicherheiten sind ein Risiko für Investitionen und können zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstums führen“, sagt Potrafke. Zudem könne die Unfähigkeit von Politikern, gemeinsame Lösungen für drängende Probleme zu finden, das Fundament der Globalisierung gefährden. Die Befragten sind sich aber weitgehend einig, dass der Grad der Globalisierung in den nächsten 10 Jahren zunehmen sollte. Wobei sie allerdings befürchten, dass der tatsächliche Grad der Globalisierung weniger stark zunehmen wird, als sie es sich wünschen würden.

Positiver Effekt auf das Wachstum

Ebenfalls einig sind sich die Umfrageteilnehmer, dass sich die Globalisierung positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirkt. Die Effekte auf Armut und Beschäftigung werden allerdings sehr unterschiedlich bewertet. In den meisten Regionen Afrikas und Ozeaniens glauben die Experten, dass die Globalisierung die Armut befördert. In vielen Teilen Afrikas werden zudem negative Auswirkungen auf die Beschäftigung erwartet. „Diese Wahrnehmungen stehen in krassem Gegensatz zum Rest der Welt, wo Experten glauben, dass die Globalisierung die Armut verringert und die Beschäftigung erhöht“, heißt es beim Ifo. Die weltweiten Erkenntnisse stünden wiederum im Einklang mit den empirischen Belegen, die zeigten, dass die Globalisierung die Armut verringert. Trotz der optimistischen Aussichten der Experten außerhalb Afrikas herrscht Einigkeit darin, dass die Globalisierung negative Verteilungseffekte hat, also die Einkommensungleichheit in ihren Ländern erhöht. Eine Einschätzung, die ebenfalls mit empirischen Belegen übereinstimmt. Die Beteiligung an Freihandelsabkommen und internationalen Institutionen werden ebenfalls weltweit befürwortet.

US-Experten erwarten zunehmenden Protektionismus

An der Globalisierung in der derzeitigen Ausprägung wollen die Experten jedenfalls nicht rütteln: Die Mehrheit spricht sich laut Ifo dagegen aus, „die Globalisierung durch die Subventionierung nationaler Industrien, die Einführung von Zöllen oder die Einschränkung der Freizügigkeit von Personen zu verringern“. Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten drohen allerdings den Importen aus China und der EU saftige neue Zölle. 48% der befragten Experten in den USA erwarten eine Zunahme des Protektionismus in der US-Handelspolitik. Dazu zähle die Beschränkung von Handelsaktivitäten, unter anderem eben durch Zölle. „Länder, die sich vom internationalen Handel abschotten, wachsen langsamer als stark globalisierte Länder“, sagt Potrafke.

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