Britische Wirtschaft stagniert
Britische Wirtschaft überraschend schwach
Starker Rückgang in Industrie und Baugewerbe
hip London
Die britische Wirtschaft hat im ersten Monat unter der neuen Labour-Regierung stagniert. Volkswirte hatte dagegen im Schnitt mit einem Wachstum von 0,2% gerechnet. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, war es der zweite Monat in Folge, in dem das BIP unverändert blieb. Der Output des verarbeitenden Gewerbes schrumpfte um 0,8%, der des Baugewerbes um 0,4%. Das in Großbritannien dominante Dienstleistungsgewerbe verzeichnete dagegen ein Wachstum von 0,1% und glich damit die Schwäche der anderen Sektoren aus. Schon im April geriet die Erholung ins Stocken.
Labour braucht Wachstum
Doch im Auftaktquartal expandierte die Wirtschaft noch um 0,7%, im zweiten Quartal um 0,6%. Die sich nun abzeichnende Stagnation ist eine schlechte Nachricht für Premierminister Keir Starmer, der sich ein jährliches Wachstum von mindestens 2,5% zum Ziel gesetzt hat.
„Ich mache mir keine Illusionen über das Ausmaß der Herausforderung, vor dem wir stehen“, sagte Schatzkanzlerin Rachel Reeves. Veränderungen seien nicht über Nacht zu haben. „Zwei Quartale positiven Wachstums gleichen 14 Jahre Stagnation nicht aus“, fügte sie hinzu.
Spillover-Effekte
„Der Rückgang im verarbeitenden Gewerbe spiegelt eine Reihe von Faktoren wider“, schrieb Tomasz Wieladek, Europachefvolkswirt bei T. Rowe Price, in einer ersten Einschätzung. „Es gibt zweifellos ein Überschwappen der zuletzt schlechten Performance im verarbeitenden Gewerbe in der Eurozone und insbesondere in Deutschland. Zudem war im Juli eine weltweite Schwäche in der Industrieproduktion zu beobachten.“
Zudem habe es Spillover-Effekte aus den USA und insbesondere der sich abschwächenden chinesischen Wirtschaft gegeben, ergänzte Wieladek. Höhere Frachtkosten aus China und Störungen in den Beschaffungsketten hätten wohl auch eine Rolle gespielt.
Steigende Abwärtsrisiken
Die aktuellen Daten entsprächen der Erwartung, dass sich das Wachstum im zweiten Halbjahr abschwächen wird, schrieb der Pepperstone-Stratege Michael Brown. Die Abwärtsrisiken stiegen allerdings, vor allem mit Blick auf die erwartete Straffung der Fiskalpolitik, wenn Reeves im Oktober ihren Haushalt vorstellt. Man solle die Fähigkeit des Schatzamts, „sich in den eigenen Fuß zu schießen“ und die Erholung zu bremsen, nicht unterschätzen, schrieb Brown.