Britischer Arbeitsmarkt kühlt ab
Britischer Arbeitsmarkt
kühlt sich etwas ab
Hartnäckig hohes Lohnwachstum, Arbeitslosigkeit steigt
hip London
Der britische Arbeitsmarkt hat sich in den drei Monaten per Ende April etwas abgekühlt. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, ging die Zahl der ausgeschriebenen Stellen weiter zurück, die Arbeitslosigkeit stieg. Das Lohnwachstum verlangsamte sich allerdings nicht weiter.
Das Wachstum der regulären Arbeitseinkommen blieb mit 6,0% konstant. Am Markt hatte man nach der Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns um ein Zehntel eine Zunahme um 6,1% auf der Rechnung. Inklusive Sonderzahlungen legten die Löhne um 5,9% zu. Auch das entsprach dem Wert aus dem Vormonat, nachdem dieser nach oben revidiert worden war.
Steigende Reallöhne
Damit bewegt sich der Lohndruck im Rahmen der Erwartungen der Bank of England, was einen ersten Zinsschritt nach unten im August ermöglichen würde. Vor der Unterhauswahl am 4. Juli dürften die Geldpolitiker den Ball jedoch flach halten, um den Eindruck zu vermeiden, sie wollten den regierenden Konservativen Wahlkampfhilfe leisten.
Die britischen Arbeitnehmer verzeichnen derzeit steigende Reallöhne. Die Inflation herausgerechnet verbesserten sich die regulären Einkommen um 2,3%, inklusive Sonderzahlungen um 2,2%.
Arbeitslosenquote steigt
Die Arbeitslosenquote stieg um einen Zehntelpunkt auf 4,4%. Damit hatten weder Bankvolkswirte noch die Ökonomen der Zentralbank gerechnet. Wie der Volkswirt Sanjay Raja, der für Großbritannien zuständige Volkswirt der Deutschen Bank, notierte, ist sie damit auf den von der Notenbank berechneten neutralen Wert (NAIRU, Non-accelerating Inflation Rate of Unemployment) von 4,5% herangerückt.
Zudem seien lediglich 17.000 Arbeitstage durch Streiks verloren gegangen. Das sei der niedrigste Wert seit Februar 2022. Raja wertete das als Indikator dafür, dass die Spannungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern inzwischen nachgelassen haben. Das könnte für Zurückhaltung bei künftigen Lohnabschlüssen sprechen. Die Beschäftigungsquote ging auf 74,3% zurück. Die Zahl der wirtschaftlich Inaktiven stieg auf 22,3%. Zuletzt kamen vor allem Menschen über 50 hinzu, die Angehörige pflegen oder arbeitsunfähig wurden.