Britische Wirtschaft wächst stärker als erwartet
Britische Wirtschaft wächst
stärker als erwartet
Bauwirtschaft kommt im Mai in Schwung
hip London
Die neue britische Regierung hat von der Wirtschaftsentwicklung Rückenwind erhalten. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, expandierte das Bruttoinlandsprodukt im Mai um 0,4%. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich einen Zuwachs von 0,3% auf der Rechnung. Treiber der positiven Entwicklung nach der Stagnation im April waren das dominante Dienstleistungsgewerbe (+0,3%) und die Bauwirtschaft (+1,9%).
„Das britische Bruttoinlandsprodukt nimmt unbestreitbar Fahrt auf“, schrieb Sanjay Raja, der für Großbritannien zuständige Chefvolkswirt der Deutschen Bank. „Die kurzlebige Rezession liegt nun sicher hinter uns.“ Er hält es für wahrscheinlich, dass das Wachstum im zweiten Quartal an das überraschend gute Auftaktquartal (+0,6%) heranreichen könnte. Die Modelle des Instituts deuten ihm zufolge auf ein Plus von 0,6% hin.
Bauwirtschaft wichtiger Frühindikator
„Für die neue Labour-Regierung sollte das ein Segen sein“, schrieb Raja. Das Wachstum werde nun voraussichtlich höher ausfallen als von den unabhängigen Haushaltshütern des Office for Budget Responsibility angesetzt. Das könne den erwarteten Anstieg der Zinskosten teilweise ausgleichen.
Die Bauwirtschaft war in Großbritannien stets ein wichtiger Frühindikator für das Wirtschaftswachstum. Sie habe zwar von der ungewöhnlich warmen Witterung im Mai profitiert. Die Outperformance zeuge aber von solidem Schwung, kommentierte Tomasz Wieladek, der Europa-Chefvolkswirt von T. Rowe Price, die Daten. „Das legt nahe, dass sich das britische Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr weiter verbessert und möglicherweise das der Eurozone in den Schatten stellen wird“, schrieb Wieladek.
Zweifel an Zinssenkung im August
Das etwas stärkere Wachstum könnte aus Sicht einiger Volkswirte dafür sorgen, dass die Geldpolitiker der Bank of England den Leitzins auf der Sitzung des geldpolitischen Komitees am 1. August doch noch nicht senken. Zuletzt warnte Huw Pill, der Chefvolkswirt der Notenbank, vor den Gefahren einer hartnäckigen Inflation. Nach seiner Rede wurde an den Finanzmärkten bereits eine geringere Wahrscheinlichkeit eines ersten Zinsschritts nach unten eingepreist.