Gewerkschaften

Wissenschaftler fordern Stärkung der Tarifbindung

Die bröckelnde Tarifbindung trägt nach Meinung von Wissenschaftlern zu sozialer Ungleichheit bei und schwäche die Demokratie bei. Sie fordern ein Umdenken.

Wissenschaftler fordern Stärkung der Tarifbindung

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fordern Stärkung
der Tarifbindung

lz Frankfurt

Mehr als 120 Wissenschaftler rufen in einem gemeinsamen Appell die Verhandler von Union und SPD dazu auf, die Tarifautonomie zu stärken und dazu im Koalitionsvertrag konkrete gesetzliche Regelungen für mehr Tarifbindung zu vereinbaren. Die Forschenden, überwiegend Professoren der Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften, argumentieren, dass eine hohe Tarifbindung Niedriglöhne, Armut und soziale Ungleichheit reduziere. Das habe nicht nur gesamtwirtschaftlich positive Auswirkungen, sondern stärkt nach Analyse der Unterzeichner auch die Demokratie, weil ungleiche Gesellschaften von politischer Polarisierung gekennzeichnet sind. Ein Zusammenhang zwischen schlechten Arbeitsbedingungen und Entfremdung von demokratischen Institutionen sei in verschiedenen Studien belegt.

Ursprünglich war von den Initiatoren auch DIW-Chef Marcel Fratzscher angesprochen worden. Er habe sich aber nicht bereiterklärt, den Appell zu unterzeichnen, erklärte er auf Nachfrage bei der DIW-Prognosekonferenz. Das ist insofern ungewöhnlich, als Fratzscher zuletzt stets für Anliegen von Gewerkschaften Partei ergriffen hatte. Das DIW, ließ er aber wissen, es sei unabhängig und achte darauf, den gleichen Abstand zu den Tarifparteien zu wahren. Auch im Hinblick auf die Lohnforderungen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi äußerte er sich zuletzt sehr kritisch.