China-Konjunktur

Zarter Hoffnungsschimmer für Chinas Wirtschaft

Chinas neuer Konjunkturdatenkranz bestätigt, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft noch unter Abwärtsdruck steht. Es braucht weitere staatliche Impulse, um das Wachstumsziel bei 5% zu erfüllen. Immerhin aber sieht man bei Industrieproduktion und Konsum seit September eine Wende zum Besseren.

Zarter Hoffnungsschimmer für Chinas Wirtschaft

Hoffnungsschimmer für Chinas Wirtschaft

BIP-Wachstum bei 4,6 Prozent – Produktion und Konsum mit Belebungstendenz – Immobilienmarkt hängt zurück

Chinas neuer Konjunkturdatenkranz bestätigt, dass die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft noch unter Abwärtsdruck steht. Es braucht weitere staatliche Impulse, um das Wachstumsziel bei 5% zu erfüllen. Immerhin aber sieht man bei Industrieproduktion und Konsum seit September eine Wende zum Besseren.

nh Schanghai

Chinas neue Konjunkturleistungsdaten werden an den Märkten mit einer gewissen Erleichterung quittiert. Im dritten Quartal schwächte sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) mit 4,6% im Jahresvergleich zwar nochmals leicht ab, doch hatten die Experten mit einem Rückgang auf 4,5% gerechnet.

Eine Reihe staatlicher Stimuli zeigt auf Ebene von Produktion und Konsum erste Wirkung. Im September kamen der Industrieoutput und die Einzelhandelsumsätze besser voran als erwartet, während die Arbeitslosenrate leicht gesunken ist.

Mal keine böse Überraschung

Auch wenn sich in Sachen Immobilienmarktkrise kein Ende des Leidenswegs abzeichnet, sind den Anlegern anders als in den vorangegangenen Monaten negative Überraschungen diesmal erspart geblieben. Nach Wachstumsraten von 5,3% im ersten und 4,7% im zweiten Quartal wurde nochmals an Schwung eingebüßt, doch steigen die Chancen, dass die Konjunktur mit dem Einleiten einer Stimulus-Offensive der Pekinger Regierung auf einen stabileren Kurs einschwenken kann. Nach neun Monaten stellt sich die Chinas Wachstumsrate nun auf 4,8%, so dass es weiterführender Stimuli bedarf, um das Wachstumsziel der Regierung bei 5% sicher einhalten zu können.

Die Experten rechnen nun damit, dass die im September veranlasste monetäre Lockerung mit Zins- und Mindestreservesenkungen das Wachstum im vierten Quartal weiter abstützen dürfte. Die Konsensschätzung für das Gesamtjahr pendelt sich nun bei 4,9% ein. Da die offizielle Wachstumszielmarke als „in etwa 5%“ formuliert worden ist, läge man damit noch im grünen Bereich.

Verbraucher an der Seitenlinie

Dass sich das Wachstum im dritten Quartal einen Schnaps besser als erwartet darstellt, liegt an einer Dynamisierung im Dienstleistungsbereich, der mit einem Wachstum von 4,8% nach zuvor 4,2% kräftiger beigetragen hat. Analysten der Commerzbank führen dies in erster Linie auf Impulse bei den Staatsausgaben zurück, mit denen ein insgesamt schwaches Verbraucherverhalten kompensiert wurde. Ihren Berechnungen zufolge nämlich ist der reale Verbrauch der privaten Haushalte im Jahresvergleich von etwa 4,5% im zweiten Quartal auf zuletzt nur etwa 3% zurückgegangen.

Die Hoffnungen auf eine nachhaltigere Wirtschaftsbelebung setzen beim Konsum an. Als kleiner Lichtblick mögen die neuen Septemberdaten gelten. Im Jahresvergleich zogen die Einzelhandelsumsätze diesmal um 3,2% nach zuvor nur 2,1% an. Werte mit einer 2 vor dem Komma gelten im chinesischen Kontext als extrem schwach. Der jüngste Auftrieb spricht allerdings noch nicht für eine echte Wende im Verbrauchersentiment. Vielmehr dürften staatliche Subventionsleistungen in Form von Abwrackprämien eine Rolle spielen, die sich auf Autos, aber auch Haushaltseinrichtungen beziehen. Bei Letzteren kam es im September zu einem Sprung um 21%, der die Einzelhandelsstatistik maßgeblich beeinflusst.

Industrie beendet Negativserie

Parallel dazu dürfte ein Subventionsprogramm mit Anreizen für den Austausch und für Upgrades von Unternehmensausrüstungen und Maschinen positive Effekte zeigen, die sich in einem kräftigeren Anstieg der Industrieproduktion als erwarteten niederschlagen. Im September kletterte der Output im verarbeitenden Gewerbe um 5,4% gegenüber Vorjahr, nach zuvor 4,5% im August. Damit wurde der Negativtrend mit jeweils absteigenden Wachstumsraten in den vorangegangenen sechs Monaten durchbrochen.

Chinas kriselnder Immobilienmarkt erweist sich jedoch unverändert als Bremsklotz. Die Durchschnittspreise für neue und gebrauchte Wohnungen sind im September auf Jahresbasis um 6,1% beziehungsweise 9% gesunken, damit ist der Abwärtstrend sogar noch leicht verschärft worden. Auch investitionsseitig setzt sich die Delle mit einem Rückgang des Fixed Asset Investment im Immobiliensektor um erneut gut 10% weiter fort.

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