"Zinseinbußen steigen weiter"

DZ Bank geht von anhaltenden Verlusten für deutsche Privathaushalte aus

"Zinseinbußen steigen weiter"

ks Frankfurt – In den vergangenen zehn Jahren haben die deutschen Privathaushalte durch die Niedrigzinsphase netto 358 Mrd. Euro an Zinseinbußen erlitten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der DZ Bank. Seit dem Beginn der Niedrigzinsphase vor rund zehn Jahren summierten sich demnach die Zinseinbußen der privaten Haushalte bei Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen auf 648 Mrd. Euro. Dem standen aber Zinsersparnisse bei Krediten von lediglich 290 Mrd. Euro gegenüber.DZ Bank-Volkswirt Michael Stappel betont, dass ein Ende der Niedrigzinsphase immer noch nicht absehbar sei: “Die Zinseinbußen der privaten Haushalte steigen weiter und die Zinsen dürften erneut nicht für einen Inflationsausgleich ausreichen”, folgert er. Er rechnet damit, dass wie schon seit 2017 auch im laufenden Jahr die nominale Durchschnittsverzinsung die Inflation nicht wettmachen wird. Vielmehr dürfte ein negativer Realzins von voraussichtlich 1,0 % zu einem Wertverlust des verzinslichen Geldvermögens von voraussichtlich 47 Mrd. Euro führen. Sparwille bleibt aberDie erheblichen Einbußen bei der Verzinsung des Geldvermögens spielen vor allem für private Haushalte eine Rolle, die auf Zinseinkünfte als zusätzliche Einkommensquelle gesetzt haben, wie Studienautor Stappel herausstreicht. Diese sähen sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert wie Stiftungen, die Ausgaben für ihren Stiftungszweck vor allem aus den Erträgen des Stiftungskapitals bestreiten. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der eine verstärkte private Altersvorsorge notwendig mache, geißelt der Volkswirt einen negativen Realzins als “kontraproduktiv”. Anstatt den Vermögensaufbau der Bürger über den Zinseszinseffekt zu unterstützen, verlören verzinsliche Anlagen Jahr für Jahr an Wert.Dass das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland in den zurückliegenden Jahren trotzdem kräftig gewachsen ist, führt Stappel vor allem auf die verstärkte Ersparnis zurück: “Seit fünf Jahren steigt die Sparquote stetig.” Von 2017 auf 2018 habe der Anteil des verfügbaren Einkommens, den die Bürger auf die hohe Kante legen, einen Sprung von 9,9 auf 10,4 % gemacht.Aber auch bei einer baldigen Zinswende für Neuanlagen dürfte die Durchschnittsverzinsung für verzinsliche Anlagen zunächst noch sinken. Zwar hielten die Privathaushalte einige langfristige Bankeinlagen und Rentenpapiere mit höheren Zinsen. Diese würden nach Fälligkeit aber wegen der aktuell geringen Zinsen oftmals dauerhaft in täglich fällige Gelder umgeschichtet.