Zinssenkung in Ungarn
Ungarns Zentralbank
normalisiert Geldpolitik
Zinskorridor wird enger und symmetrisch
mpi Frankfurt
Die Zentralbank in Ungarn hat am Dienstag den Effektivzinssatz um 100 Basispunkte auf 13% gesenkt. Nach der Zinssenkung befindet er sich damit nun auf demselben Niveau wie der Basiszins, den die Währungshüter wie erwartet bei 13% beließen. „Mit der heutigen Entscheidung wird der Basiszins zum Leitzins“, teilte die Notenbank in Budapest mit. Mit diesem Schritt „schloss der Währungsrat die Normalisierung des außergewöhnlichen Zinsumfelds ab“, führten sie weiter aus.
Gleichzeitig senkte die Zentralbank den Zinssatz für besicherte Kredite, der das obere Ende des Zinskorridors bildet, um 250 Basispunkte auf 14%. Das untere Ende des Korridors, der Zinssatz für kurzlaufende Einlagen, sinkt um lediglich 50 Basispunkte auf 12%. Somit beträgt die neue Zinsspanne um den Leitzins /- 1 Prozentpunkt. Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Zentralbank ihre Geldpolitik wieder normalisiert und vereinfacht.
Ungarns Wirtschaft in der Rezession
Im Oktober vergangenen Jahres hatten die Währungshüter den Zinssatz für besicherte Kredite eingeführt, um die schwächelnde heimische Währung Forint zu stützen. Während der Basiszins auch damals 13% betrug, lag der neue Zinssatz bei 18%, ehe die Notenbank ihn Stück für Stück senkte.
Die ungarische Wirtschaft schrumpft inzwischen seit vier Quartalen in Folge. Unternehmen und Verbraucher leiden unter den hohen Zinsen und der ebenfalls hohen Inflation im Land. Diese lag im August bei 16,4%. Zwar ist die Teuerung damit seit ihrem Höhepunkt im Januar bei fast 26% deutlich zurückgegangen, sie bleibt aber die höchste in der EU.
Falkenhafte Töne
Die Zentralbank geht davon aus, dass die Inflation bis zum Jahresende auf 7% bis 8% fällt. Das Teuerungsziel der Währungshüter von 3% wird laut der Prognose der Notenbank erst im Jahr 2025 erreicht. Bis dahin beträgt die Inflation laut der Vorhersage 2,5% bis 3,5%.
Der Vizegouverneur der Zentralbank, Barnabás Virág, schlug am Dienstag nach dem Zinsentscheid falkenhafte Töne an. Ungarn brauche eine „strenge“ Geldpolitik und müsse bei weiteren Zinssenkungen „vorsichtig“ sein, da die Inflation weiterhin „inakzeptabel hoch“ sei.