Kryptobörse FTX steuert auf Insolvenz zu
xaw Frankfurt
Nach der gescheiterten Rettung durch die Konkurrentin Binance muss die Kryptobörse FTX eine massive Lücke zwischen Assets und Verbindlichkeiten schließen. Nach Angaben ihres Gründers Sam Bankman-Fried benötigt die Handelsplattform 4 Mrd. Dollar, um eine Insolvenz abzuwenden. Insgesamt soll sich das Loch in den Finanzen auf bis zu 8 Mrd. Dollar belaufen.
Hatte Binance, deren Chef Changpeng Zhao seit Monaten mit Bankman-Fried im Clinch liegt, am Dienstag noch überraschend Übernahmeabsichten in Bezug auf FTX verkündet, zerschlug sich die Hoffnung auf einen Deal am späten Mittwoch wieder. Die Probleme, auf die der Marktführer bei seiner Due Diligence gestoßen sei, überstiegen die Hilfsmöglichkeiten von Binance, teilte Zhao mit.
Nun will FTX über die kommenden Tage zusätzliches Eigenkapital aufbringen, um die Finanzierungslücke zu schließen, laut Insidern eruiert die Kryptbörse zudem die Aufnahme von Krediten. Bankman-Fried schrieb in einer Nachricht an Mitarbeiter am Donnerstag zudem, er befinde sich in Gesprächen mit Justin Sun, dem Gründer des Kryptonetzwerks Tron.
Sun wiederum erklärte über den Kurznachrichtendienst Twitter, mit FTX an einer Lösung der Probleme zu arbeiten. Schnell kam unter Marktteilnehmern allerdings die Anschuldigung auf, bei Suns Rettungsplänen handle es sich lediglich um eine Marketing-Aktion, mit welcher der Unternehmer Investoren für sich einnehmen und den hauseigenen Token von Tron antreiben wolle. Bankman-Fried hatte gegenüber Binance bereits den Vorwurf erhoben, die Konkurrentin habe den FTX-Deal nie wirklich abschließen wollen.
Sollte es tatsächlich zu einer Insolvenz der Handelsplattform kommen, fürchten Marktteilnehmer Kaskadeneffekte im gesamten Digital-Assets-Segment. Schließlich sind FTX und die Schwesterfirma Alameda Research – das Trading-Haus kündigte am Donnerstag an, den Handel einzustellen – eng mit weiteren Dienstleistern aus dem Kryptokosmos verbunden. In der Vergangenheit sprangen Bankman-Frieds Unternehmen mehrfach als Liquiditätsprovider für in Not geratene Digital-Assets-Vertreter ein.
Die US-Großbank J.P. Morgan erwartet angesichts der aktuellen Krise einen massiven Anstieg der Nachschussforderungen am Kryptomarkt. In Bezug auf den Derivatehandel macht sich ein solcher Effekt bereits bemerkbar. So ist die Zahl der Zwangsauflösungen von Futures-Positionen auf FTX und Binance in den vergangenen Tagen in die Höhe geschossen. Zu den sogenannten Liquidations kommt es, wenn die von den Tradern hinterlegten Sicherheiten nicht mehr ausreichen, um Margin Calls zu bedienen.
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