Notiert inWashington

Amerikaner auf der Flucht vor Trump

Den Wahlsieg von Donald Trump nehmen immer mehr wohlhabende Amerikaner zum Anlass, um ins Ausland zu ziehen. Die bevorzugten Destinationen sind in Europa.

Amerikaner auf der Flucht vor Trump

Amerikaner auf der Flucht vor Trump

Von Peter De Thier

Notiert in Washington

Der Trend zählt zu den skurrilsten Auswüchsen der US-Präsidentschaftswahl: Donald Trumps Sieg hat in den drei vergangenen Wochen immer mehr Amerikaner in die Flucht geschlagen. Insbesondere nach Europa. Wohlhabende US-Bürger reißen sich um sogenannte „Goldene Visa“. Diese ermöglichen amerikanischen Staatsbürgern, über Investitionen Aufenthaltsberechtigungen und in vielen Fällen sogar Reisepässe aus europäischen und karibischen Ländern zu erhalten. Zu ringen haben sie allerdings mit verschärften Einwanderungsregeln, die mehrere EU-Länder eingeführt haben.

Harry M., ein Textilunternehmer aus Virginia mit Ferienhäusern in Florida und Neuengland, hatte lange vorausgeplant. „Wenn Trump wieder an die Macht kommt, dann haben wir in den USA bald eine Autokratie, und das will ich nicht mehr miterleben“. Harry will mit seiner Frau nach Portugal auswandern. „Da gibt es kein wenn und aber, das machen wir“, hatte er mir schon im September gesagt. Zusammen ist das Ehepaar schon ein paar Mal auf die iberische Halbinsel geflogen, um Häuser an der Algarve zu besichtigen. 

Starker Anstieg

Das Preisschild von mindestens 500.000 Euro schreckt den Multimillionär keineswegs ab. Genauso wenig wie die Tatsache, dass der Erwerb einer Immobilie mittlerweile nicht mehr ausreicht. Für den Erhalt einer Aufenthaltsberechtigung in Portugal muss eine Investition entweder in Arbeitsplatzbeschaffung oder eine Neugründung fließen. „Ich habe in meinen Firmen schon immer Jobs geschaffen.“ Nun wolle er „das künftig in Portugal statt in Trumps Amerika machen“.

Harry steht keineswegs alleine da. So meldete die Firma „La Vida Golden Visas“, die Antragstellern bei der Beschaffung der notwendigen Dokumente unterstützt, dass ihre Website am Tag nach der Wahl über 20 Mal so viele Besucher hatte wie zuvor. Experten meinen, dass schwer quantifizierbar ist, wie viele Antragsteller permanent übersiedeln wollen. „Viele US-Bürger wollen einfach die Flexibilität und die Wahl haben, jederzeit gehen zu können“, sagt Dominik Volek. Volek ist Head of Private Clients bei der Anwaltskanzlei Henley and Partners, die sich auf die Vermittlung von Aufenthaltsberechtigungen spezialisiert hat.

Unterdessen müssen gut betuchte Kandidaten wegen des Ansturms aus den USA nicht nur in Portugal neue Hürden überwinden. Griechenland, ebenfalls eine beliebte Destination, hat die Mindestinvestition in Immobilien ländlichen Gegenden von 250.000 auf 400.000 Euro angehoben. In Großstädten gilt ein Minimum von 800.000. Kurzfristig vermieten, etwa über Buchungsplattformen wie Airbnb, dürfen sie ihre Häuser und Wohnungen aber nicht. Harry und seine Frau hatten auch mit einem Umzug nach Griechenland oder Spanien geliebäugelt. „Es bleibt aber bei Portugal“, sagt er. „Wenn wir an der Küste im Süden des Landes leben, dann sind wir noch relativ nah an der alten Heimat dran, aber Gott sei Dank weit genug weg von Trump“.  

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