KommentarChemieindustrie

Auf steinigem Weg

Für die deutsche Chemieindustrie gibt es erste konjunkturelle Lichtblicke, doch die schwierige Wettbewerbssituation hält an.

Auf steinigem Weg

Chemie

Auf
steinigem Weg

Von Sabine Wadewitz

Die deutsche Chemieindustrie hatte bereits zum Jahreswechsel auf eine Belebung gehofft, nachdem die Läger der Kunden leergefegt waren. Doch vor allem die ausbleibende Erholung der Nachfrage in China machte vielen Anbietern Ende 2023 einen Strich durch die Rechnung. Nun immerhin gibt es zum Jahresauftakt erste Lichtblicke in der konjunkturzyklischen Branche. Doch die Freude darüber muss sich in Grenzen halten, denn der Aufstieg aus dem Tal wird alles andere als ein Spaziergang.

Auslastung bleibt niedrig

Für die Anbieter von Kunststoffen, Fasern, Additiven und Lacken ist es ohne Zweifel ein gutes Signal, dass die Mengennachfrage anzieht und die Firmen ihre Kapazitäten langsam wieder hochfahren können. Die Chemie profitiert von ihrer Exportstärke, so dass ihr die einsetzende konjunkturelle Belebung in Auslandsmärkten zugutekommt. Rückläufige Inflation und sinkende Zinsen sollten sich zunehmend positiv auf Konsumnachfrage und Investitionen auswirken. Die globale Industrieproduktion dürfte wieder Fahrt aufnehmen. Das sollte die Lage der Branche stabilisieren. Die Trendwende ist damit für die Chemiehersteller indes noch nicht vollzogen, die Warnlampen bleiben eingeschaltet.

Der Schock sitzt tief nach zwei Jahren rückläufiger Produktion in einem der größten Wirtschaftszweige. Produktion und Auslastung sind in dieser Zeit der Krise um 15% geschrumpft. Auch wenn es übertrieben sein mag, hier bereits von anhaltender Deindustrialisierung zu sprechen, dieser Rückstand lässt sich nicht rasch und leicht aufholen.

Für die deutsche Chemieindustrie ist es fatal, dass die Wettbewerbsbedingungen im Heimatmarkt absehbar schwierig bleiben, auch wenn sich die Lage auf den globalen Rohstoffmärkten zuletzt etwas entspannt hat. Die energieintensiven Unternehmen haben sich auf dauerhaft hohe Strompreise einzustellen, was den Aufholprozess erschwert und eine mitunter schmerzliche Neuausrichtung der Wertschöpfungsketten unumgänglich macht. Das hat es auch in der Vergangenheit schon gegeben, aber nicht in dieser Vehemenz.

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