Notiert inMadrid

Aufruhr in der Reisebranche

Die Reisebranche in Spanien läuft Sturm gegen die neuen Meldeanforderungen für Reisende. Der Boom neuer Hotels ist jedoch ungebrochen.

Aufruhr in der Reisebranche

Notiert in Madrid

Aufruhr in der Reisebranche

Von Thilo Schäfer

Ende des Jahres soll der Bau des ersten Hotels der Sheraton-Kette in Madrid beginnen. Wie das Unternehmen bekannt ab, soll es zwischen dem Flughafen Barajas und dem Neubauviertel Valdebebas entstehen. Sheraton reiht sich ein in eine lange Liste von Luxusherbergen, die in der letzten Zeit in der spanischen Hauptstadt entstanden sind oder sich im Bau befinden. Allein an der Prachtmeile Gran Vía hat sich die Zahl der Betten in Hotels mit vier oder fünf Sternen im letzten Jahrzehnt mehr als verdoppelt. Weitere sechs Objekte, die bislang Wohnungen oder Büros beherbergten, werden derzeit in Hotels umgebaut.

Neuer Rekord bei Besucherzahlen aus dem Ausland in Sicht

Spanien schickt sich an, in diesem Jahr den Vorjahresrekord von 85 Millionen ausländischen Besuchern zu überbieten. Allein bis August kamen schon 64 Millionen Touristen ins Land, ein Plus von 11%. Auch bei den Geschäftsreisen, bei denen es nach der Pandemie nur schleppend aufwärtsging, tut sich etwas. In den ersten vier Monaten stieg die Zahl der Business Traveller gegenüber dem Vorjahr um 3%, wie der Branchenverband der Geschäftsreisen GEBTA im Juli mitteilte.

Branche fürchtet verschärfte Meldeanforderungen

Doch nun droht der Reisebranche großes Ungemach, wenn man deren Vertretern glaubt. Ein neues Gesetz verschärft die Meldeanforderungen für Reisende. So müssen Hotels, Reisebüros und Autovermietungen demnächst deutlich mehr persönliche Daten ihrer Kunden an eine neu geschaffene digitale Plattform des Innenministeriums weitergeben. Neben der bislang üblichen Registrierung von Name, Anschrift und Ausweisnummer müssen demnach auch die Nummer der Kreditkarte oder des Bankkontos, über die gebucht wurde, die Telefonnummer und E-Mail-Adresse oder gar das GPS des Mietwagens erfasst werden. Die Daten werden für drei Jahre gespeichert und sollen den Behörden bei der Ermittlung von Straftaten dienen.

Druck aus dem Kessel genommen

Die Reisebranche schlägt Alarm. Die neuen Anforderungen seien „eine Zeitbombe“, warnt GEBTA-Geschäftsführer Marcel Forns. Die Verbände führen zwei Argumente an. Zum einen fürchten sie einen „exzessiven Verwaltungsaufwand“, der besonders kleinere Firmen hart treffen würde. Zum anderen könnte dieser Eingriff in die Privatsphäre Besucher verschrecken. Auf einem Treffen des Innenministeriums mit den Branchenvertretern am vergangenen Freitag wurde jedoch etwas Druck aus dem Kessel genommen. Die neuen Anforderungen träten erst im Dezember in Kraft und die Liste der Daten werde noch einmal überarbeitet, versprach die Regierung.

Sicherheit als Standortvorteil

Der Dachverband der Hoteliers CEHAT lobte, dass man einen „Weg zur Zusammenarbeit“ mit dem Innenministerium gefunden habe. CEHAT-Präsident Jorge Marichal kann dem Anliegen der Regierung sogar etwas Positives abgewinnen: „Die Sicherheit ist ein wesentliches Element der Reiseerfahrung in unserem Land“. Die Planung neuer Luxusherbergen hat der Aufruhr jedenfalls bislang nicht beeinträchtigt.

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