Autoaktien sind kein Schnäppchen
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Autoaktien sind kein Schnäppchen
Von Werner Rüppel
Nun hat es auch BMW erwischt. Aufgrund technischer Schwierigkeiten beim Zulieferer Conti sowie des schwachen Automarkts in China haben die Bayern mit einer Gewinnwarnung überrascht. Auch bei Volkswagen gibt es schwerwiegende Probleme, sodass VW betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließung nicht mehr ausschließt. Und das trotz des Großaktionärs Niedersachen unter der Führung eines sozialdemokratischen Ministerpräsidenten. Die Autobranche steckt in der Krise und Investoren reduzieren ihr Exposure. Die Kurse der Dax-Werte VW-Vorzüge, BMW Stämme und Mercedes-Benz haben seit Jahresbeginn rund 20%, knapp 30% bzw. gut 11% an Wert eingebüßt.
Basierend auf den historisch niedrigen Multiples mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen unter 5 könnte der Eindruck entstehen, die Aktien seien günstig bewertet. Allerdings spricht einiges dafür, dass die Gewinne der Autobauer in den kommenden Jahren weiter unter Druck geraten. So dürfte allein das Verfehlen der CO2-Emissionsziele im kommenden Jahr die Branche zig Milliarden kosten. Befürchtet wird daher ein Preiskrieg bei batterieelektrischen Autos, um hohe Strafzahlungen zu vermeiden. VW müsste etwa laut Automobilwoche 2025 einen E-Auto-Anteil von 25% erreichen, um das Emissionsziel zu schaffen. Im Halbjahr lag der Anteil gerade mal bei 10%. Bei Ford ist die Diskrepanz sogar noch größer. Für Premiummarken wie BMW und Mercedes scheint die individuellen Ziele zumindest in Reichweite.
Allerdings leidet auch deren Profitabilität unter dem gestiegenen E-Auto-Anteil, weil die Kosten für Batteriezellen langsamer fallen als erwartet. Hinzu kommt die Konkurrenz durch chinesische Hersteller, die nach Europa drängen. Die Unsicherheit darüber, welche der traditionellen Autohersteller die Transformation überstehen und gestärkt daraus hervorgehen kann, dürfte daher noch länger anhalten. Damit ist auch ein Anstieg der Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf frühere Niveaus auf Sicht nicht zu erwarten. Ein Schnäppchen sind die Autoaktien daher allenfalls auf lange Sicht.