Belgien steigt aufs Fahrrad um
Überall in Europa (und nicht nur dort) gingen am Freitag wieder die Jugendlichen (und nicht nur die) auf die Straße, um für einen stärkeren Klimaschutz zu demonstrieren. Allein in Deutschland wurden mehrere Hundert Veranstaltungen gezählt. Großdemonstrationen gab es in Köln, Hamburg, Leipzig oder auch Freiburg. In Berlin, wo der Star der „Fridays for Future“-Bewegung, Greta Thunberg, sprach, kamen zwei Tage vor der Bundestagswahl mehrere Zehntausend Menschen zusammen, um den Druck auf die Politik noch einmal zu erhöhen. Aber überall in Europa? Nicht ganz. In Belgien gingen die Uhren wieder einmal etwas anders. Auf Brüsseler Straßen waren am Freitag keine Klimaaktivisten in Sicht. Nirgends. Landesweite Demonstrationen sollen hier erst am 10. Oktober stattfinden. Es ist dann der erste Klimamarsch seit 2019. Damals hatten in Brüssel immerhin noch 15000 Menschen daran teilgenommen.
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Es ist nicht so, dass die Belgier nicht aufgeschlossen für den Klimaschutz wären. Die Grünen haben es hier in die föderale Regierung geschafft. Und bei Themen wie der Verkehrswende braucht sich das Land auch nicht zu verstecken: Während am Freitag anderweitig demonstriert wurde, beschloss die belgische Regierung einen Plan, das Fahrradfahren im Land attraktiver zu machen. Der Aktionsplan mit dem Namen „Be Cyclist“, den der Ministerrat absegnete, umfasst bis 2024 insgesamt 52 konkrete Maßnahmen – angefangen von besseren Radwegen bis hin zu finanziellen Anreizen für Arbeitnehmer, die mit dem Rad zur Arbeit fahren.
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Die Stadt Brüssel hat bereits im vergangenen Jahr die Verkehrswende eingeleitet. Seither gibt es schärfere Tempo-Beschränkungen für Autofahrer in der City und überall sichtbar auch deutlich mehr Fahrradwege, die an stark befahrenen Straßen auch noch einmal extra gesichert sind. Und diese Schritte zeigten – analog zu den Erfahrungen, die auch andere europäische Großstädte mit solchen Maßnahmen gemacht haben – schnell Wirkung: Im letzten Jahr kletterte die Zahl der Fahrradfahrer in der belgischen Hauptstadt nach Angaben der Verkehrsbehörde um satte 64%, nachdem es auch im Jahr zuvor schon ein Plus von 13% gegeben hatte. Die Zeiten, in denen man in Brüssel als verrückt und lebensmüde bezeichnet wurde, wenn man aufs Rad umsteigen wollte, sind eindeutig vorbei.
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Seit Anfang 2021 gilt in Brüssel jetzt grundsätzlich ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern. Bis 2030 soll die Stadt nur noch aus verkehrsberuhigten Zonen bestehen. Am Freitag, als in vielen anderen europäischen Hauptstädten für das Klima gestreikt wurde, stiegen dann aber doch wieder viele in Brüssel in ihr Auto. Gestreikt wurde nämlich auch hier – nur dass davon Metro, Busse und Straßenbahnen betroffen waren.