Notiert inWashington

Bidens Geheimwaffe Barack Obama

Altpräsident Barack Obama bläst zum Angriff. Er will aktiv in Präsident Joe Bidens Kampagne mitmischen und damit verhindern, dass Donald Trump ein zweites Mal ins Weiße Haus kommt.

Bidens Geheimwaffe Barack Obama

Notiert in Washington

Bidens Geheimwaffe Obama

Von Peter De Thier

Sieben Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit zählt Barack Obama zu den beliebtesten Präsidenten in der US-Geschichte. Dieses politische Kapital will der 44. Präsident nun nutzen, um bei einer Wahl, die laut Obama „über die Zukunft der amerikanischen Demokratie entscheiden wird“, seinem früheren Vize Joe Biden zur Wiederwahl zu verhelfen. Demokraten hoffen, Obama als Bidens „Geheimwaffe“ einsetzen zu können, die den republikanischen Herausforderer Donald Trump am 5. November zur Kapitulation zwingen wird. 

Kurz vor Ostern hatten sich Biden, sein früherer Chef und andere Koryphäen aus der Demokratischen Partei im Weißen Haus versammelt, um den 14. Jahrestag der Gesundheitsreform Affordable Care Act (ACA) – auch als Obamacare bekannt – zu feiern. Ziel des Gipfeltreffens war aber nicht nur, das historische Gesetzeswerk zu zelebrieren. In einem Vieraugengespräch am Rande der Feierlichkeiten flüsterte Obama dem amtierenden Präsidenten taktische Ratschläge zu. Vor allem betonte er die Notwendigkeit einer aggressiveren Kampagne. „Er machte ihm insbesondere klar, dass der Zweck, nämlich Trump zu besiegen, alle Mittel heiligt – auch persönliche Attacken“, sagte ein ranghoher Regierungsvertreter nach dem Gespräch. 

Es geht aber um mehr als taktische Tipps, denn an der „aggressiveren Kampagne“ will Obama auch aktiv mitwirken. Einen ersten Schritt tat der Altpräsident kürzlich bei einem gemeinsamen Auftritt in New York mit Biden und Bill Clinton. Der Abend brachte 26 Mill. Dollar an Wahlspenden ein. Das Ergebnis: Bidens Kampagne verfügt mit 71 Mill. Dollar nun über mehr als doppelt so viel Bargeld wie Trump. Obama will auch Reden an Universitäten halten, um junge Wähler zu überzeugen, dass sie nicht aus Politikverdrossenheit auf die Stimmabgabe verzichten. 

Zudem will er Tausende von neuen Büros, die seine Partei in den „Swing States“ eröffnen wird, als Plattform für Begegnungen mit wichtigen Wählergruppen nutzen. Unter anderem Afroamerikanern, arabischstämmigen Wählern und Frauen aus den Vorstädten der Ballungszentren, die allesamt wahlentscheidend sein können. Ihnen will Obama klarmachen, dass Trump die US-Demokratie demontieren könnte. Er hofft zugleich, hartnäckige Zweifel an Bidens Gesundheit und „geistiger Eignung“ für das Amt auszuräumen. 

Der größte Coup würde Biden gelingen, wenn sich Gerüchte bewahrheiten sollten, wonach er seinen früheren Chef noch vor der Wahl als designiertes Kabinettsmitglied bekannt geben könnte. Damit könnte der Demokrat unschlüssige Wähler, die 2008 und 2012 Obama ihre Stimme schenkten, für sich gewinnen. Ausgeschlossen wäre Obama, der sich zu den Spekulationen bisher in Schweigen hüllt, nach seinen zwei Amtsperioden nur von den Ämtern des Präsidenten und Vizepräsidenten. Er könnte ansonsten aber unter Biden jede andere Position ebenso wie ein neu geschaffenes Amt annehmen.

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