KommentarErfolgloser Paypal-Konkurrent

Bitteres Ende für Paydirekt

Überzogene Erwartungen und strategische Fehler: Paydirekt hat dabei versagt, sich einen signifikanten Marktanteil zu erobern. Daraus werden hoffentlich die richtigen Lehren gezogen, um die European Payment Initiative (EPI) besser am Markt zu platzieren.

Bitteres Ende für Paydirekt

ZAHLUNGSVERKEHR

Bitteres Ende
für Paydirekt

Von Björn Godenrath

Gut neun Jahre ist es her, dass die deutschen Banken unter die Gründer gingen. Mit Paydirekt stellten sie ein Start-up hin, das von allen Säulen der Deutschen Kreditwirtschaft getragen wurde und eine Scharte auswetzen sollte. Denn die Banken hatten es komplett verschlafen, auf den Trend für Online-Zahlungen aufzuspringen. Das erlaubte es dem US-Unternehmen Paypal, sich den Markt ungestört unter den Nagel zu reißen.

Überzogene Ansprüche

Dabei waren die Ansprüche an Paydirekt als Paypal-Killer von Anfang an überzogen. Um einen bereits verteilten Markt an sich zu reißen, muss man ordentlich was zu bieten haben. Und da haperte es am Konzept. So stellte es sich als Fehlannahme heraus, dass man mit dem Qualitätsmerkmal „Alle Daten bleiben in Deutschland“ punkten könnte. Das war als Gegenentwurf zur grassierenden Furcht vor dem Datenhunger der Tech-Riesen gedacht – und entpuppte sich als akademische Diskussion. Denn das Thema ist bestenfalls einer Minderheit wichtig. Dem durchschnittlichen Verbraucher scheint es schnurzpiepegal zu sein, was mit seinen Daten passiert.

Bei der Preisgestaltung verkalkuliert

Verkalkuliert hatten sich die Gesellschafter von Paydirekt auch mit ihrer Preispolitik. Vor allem die Sparkassen waren es, die für ein Frontloading bei den Transaktionskosten votierten – und den Dienst damit für den preissensiblen Handel unattraktiv machten. Dabei weiß doch jedes Kind: Mit Speck fängt man Mäuse. Ergo geht es nicht ohne einen Anreiz bei den Transaktionskosten. Schon gar nicht, wenn man keine großen Nutzerzahlen vorweisen kann.

Scheitern ist keine Schande

Nun ist es keine Schande, mit einer Gründung zu scheitern. Doch die Deutsche Kreditwirtschaft sollte tunlichst die Lehren aus dem Paydirekt-Debakel ziehen und die Weichen für das europäische Paymentprojekt EPI richtig stellen.

Hoch kompetitiver Markt

Der Markt ist hoch kompetitiv. Ohne Anreize für Händler und Kunden wird es nicht gelingen, die Wero-Wallet als präferierte Zahlungsoption zu platzieren. Cashback-Goodies sind für Kunden wichtig. Die von Trade Republic lancierte Variante, diese direkt in Sparpläne fließen zu lassen, könnte als Vorbild dienen.

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