Chinas Banken werden in die Zange genommen
Immobilienmarktklemme
Chinas Banken werden in die Zange genommen
nh Schanghai
Im Lager der chinesischen Großbanken verdichten sich immer dünnere Zinsmargen und wachsende Kreditrisiken zu einer unkomfortablen Situation. Im ersten Quartal dieses Jahres haben die vier größten Kreditinstitute Gewinnrückgänge zwischen 1,6 und 3% ausgewiesen. In wenigen Tagen werden die Karten für das zweite Quartal auf den Tisch gelegt. Es dürfte nicht gelungen sein, das Ruder wieder herumzureißen.
Nachfrage nach Krediten bröckelt
Hauptschuldiger ist der kriselnde Wohnimmobilienmarkt. Der anhaltende Verfall der Neuwohnungspreise wirkt sich auf das Konsum- und Kreditverhalten der von Wirtschaftspessimismus erfassten Privatleute aus und zeitigt unangenehme Konsequenzen. Die Nachfrage nach Hypotheken- und Konsumkrediten bröckelt. Im Juli sah man erstmals eine Schrumpfung des Darlehensbestands gegenüber dem Vorjahr. Die Institute laufen zudem Gefahr, schlechte Risiken aufzuhäufen, weil sie Finanzierungsbeistand für wackelnde Immobilienentwickler und überschuldete Lokalregierungen leisten müssen.
Monetäre Stimuli der Zentralbank lassen die Loan Prime Rate als Benchmark für Hypotheken- und Unternehmenskredite weiter nach unten tendieren, was die Margensituation nicht gerade komfortabler macht. Auf der Suche nach bequemeren Ertragsquellen stürzen sich die Banken verstärkt in den Bondmarkt, wo die Rendite auf zehnjährige Staatsanleihen Rekordtiefen auslotet.
Aktien der Großbanken gefragt
Die Bondrally geht mit Baissestimmung am Aktienmarkt einher. Die Aktien der Großbanken trotzen aber dem miesen Börsentrend. Das hat wenig mit Ertragsoptimismus und viel mit dem „Value-Charakter“ der Bankentitel zu tun. Sie erweisen sich als solide Dividendenlieferanten und kommen damit der Renditehatz risikoscheuer Anleger bestens entgegen.