Nach MSCI nun auch die ICE (Intercontinental Exchange). Im Juni hatte MSCI entschieden, dass die von der Europäischen Union (EU) direkt begebenen Anleihen nicht in die Staatsanleiheindizes des Anbieter aufgenommen werden. Man habe hierzu eine zweigeteilte Meinung im Markt bei den Konsultationen vorgefunden: Mancher stuft EU-Bonds als Staatspapiere ein, andere machen das (noch) nicht. Wenn dann ein paar Wochen später ein weiterer Indexanbieter wie nun die ICE ebenfalls eine Marktkonsultation zu genau dem gleichen Sachverhalt durchführt, wird er wahrscheinlich ähnliche Investorenadressen im Markt bei seinen Konsultationen nach ihrer Auffassung befragen. Es könnte ja auch sein, dass ein oder mehr Bondinvestoren sogar von beiden Indexanbietern befragt wurden. Ausschließen kann man es wahrscheinlich nicht. Und wenn denn praktisch zur gleichen Zeit zwei Befragungen bei ähnlichen Investoren durchgeführt werden, ist eine erneute Ablehnung der Aufnahme von EU-Bonds in Staatsanleiheindizes ja nicht vollkommen überraschend.

Aber eines ist auch klar, irgendwann wird man als Indexanbieter die EU-Anleihen als Staatspapiere ansehen, weil die EU als sogenannter Super-Sovereign angesehen werden muss, der von seinen Mitgliedsstaaten ja schon sehr wichtige und weitreichende Kompetenzen übertragen bekommen hat. Und außerdem wird die EU für das SSA-Segment (Supranationals, Sub-Sovereigns, Agencies) schlichtweg irgendwann zu groß, das verzerrt das Bild.

Und irgendwann wird vor diesem Hintergrund auch ein Indexanbieter vorpreschen und die EU-Bonds als Staatspapiere einstufen und sie in die Indizes aufnehmen. Und man kann auch den Eindruck bekommen, dass man dies bei ICE genauso sieht: Zeitgleich mit der Entscheidung, dass die EU-Bonds nicht in die bestehenden Staatsanleiheindizes aufgenommen werden, wurde bekanntgegeben, dass es zehn neue Indizes gibt. Und diese neue ICE-Staatsanleiheindizes enthalten Staatsanleihen und zugleich auch die Anleihen der EU. Liebe Indexverantwortliche bei der ICE: Das ist ein cleverer Schachzug.