Kommentar: Ambitionierte Wachstumsziele

Commerzbank wagt sich endlich aus der Deckung

Die Commerzbank hat bei ihren Aktionären endlich Wachstumsfantasien geweckt. Jetzt muss sie nur noch erklären, wie diese Realität werden können.

Commerzbank wagt sich endlich aus der Deckung

Commerzbank

Endlich Ambitionen

Von Philipp Habdank

Es war ja klar, dass es die Commerzbank nicht schaffen würde, ihre neue Strategie wie geplant in einem großen Wurf am 8. November zu präsentieren. Zu groß war einfach der Druck der Aktionäre, die schon lange nicht mehr interessiert, welche Fortschritte die Commerzbank im operativen Geschäft macht. Für sie zählte zuletzt einzig und allein, wann die Bank endlich ambitioniertere Renditeziele formulieren und wie viel Gewinn sie über Dividenden und Aktienrückkäufe ausschütten würde.

Die euphorische Reaktion auf die nun erfolgte Ankündigung der Bank, die Eigenkapitalrendite 2027 auf 11% und die Ausschüttungsquote auf 70% steigern zu wollen, verdeutlicht nur nochmal, wie sehnsüchtig die Aktionäre auf diese Nachricht gewartet haben: Um über 12% ging es für die Aktie am Freitag nach oben. Dass die Bank eine zweistellige Rendite anstrebt, war ein offenes Geheimnis. Dass sie es nicht früher kommuniziert hat, dürfte wahrscheinlich auch daran liegen, dass die Pläne noch nicht komplett von der EZB und der BaFin abgesegnet waren, die vor allem Aktienrückkäufe absegnen müssen.

Commerzbank hofft auf Provisionsüberschuss

Für die Commerzbank sind das nun – man möchte fast sagen: endlich – ambitionierte Gewinn- und Renditeziele. War die Bank zuvor doch Weltmeister im Tiefstapeln, um sich dann für eine Überperformance feiern zu lassen. Eine Kommunikationsstrategie, die angesichts der Chaos-Jahre und Zielverfehlungen durchaus nachvollziehbar war, die Investoren nach der laut Bank abgeschlossenen Restrukturierung nun aber nicht mehr abkaufen. Sie wollen Wachstumsfantasien. Die hat die Bank nun geweckt. Jetzt muss sie glaubhaft darlegen, wie die Fantasien Realität werden sollen.

Allein auf den Zinsüberschuss wird sich die Commerzbank nicht verlassen können. Der größte Ertragseffekt aus der Zinswende dürfte bereits realisiert sein. Zwar werden weiterhin fällige Kredite zu nun teureren Konditionen planmäßig refinanziert werden. Gleichzeitig wird die Bank ihren Kunden aber auch deutlich mehr Zinsen auf deren Einlagen zahlen müssen, was Druck auf den Zinsüberschuss erhöht. Auch wird sich erst noch zeigen müssen, ob Banken in Zukunft ihr Geld weiterhin risikolos zu 4% bei der EZB werden parken können.

Die größte Wachstumsfantasie muss wohl oder übel im Provisionsüberschuss stecken und damit vermutlich zu einem großen Teil im Assetmanagement, wo die Bank mit Yellowfin bereits einen Vermögensverwalter für besonders vermögende Kunden ausgegründet hat und wo ihr nachgesagt wird, dass sie auch über Zukäufe nachdenken soll. Es gibt also doch noch einiges, was am 8. November beim Strategie-Update zu klären ist.

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