Crypto Mining ist ziemlich tot
Auf Twitter trendet derzeit #cryptocrash. Doch während es sich bei Ethereum um ein „Sell on good news“ handelt wegen der gelungenen Migration auf das weniger energieintensive Proof-of-Stake-Verfahren, bröckelt es bei Bitcoin richtig. Die Notiz rutschte am Montag unter 19000 Dollar, als sich langsam die Erkenntnis breitmachte, dass derzeit fast alles gegen die (noch) größte Kryptowährung spricht.
Denn auch wenn die Hashrate als Indikator für die Resilienz des Systems stabil ist, so manifestiert sich doch eine branchenweite Abkehr von energiehungrigen Proof-of-Stake-Blockchains. Gewerbliche Bitcoin-Miner kommen mit gesunkenen Handelspreisen und steigenden Energiekosten kaum noch auf einen grünen Zweig und schmeißen ihre Reserven auf den Markt. Überhaupt gibt es nur noch rund zehn Altcoins, die auf Proof of Work laufen, was den hiesigen Miner Northern Data dazu veranlasst hat, seine Kapazitäten auf Cloud Computing zu verlagern.
Frei übersetzt heißt das, dass Mining ziemlich tot ist, sofern die Notizen nicht deutlich anziehen und die Rechner nicht von günstigen erneuerbaren Energien angetrieben werden – etwas anderes ist aus Sicht eines auf ESG gebürsteten Kapitalmarktes sowieso nicht akzeptabel. Hinzu kommt, dass bei Investoren der Risk-off-Modus weiter aktiviert ist und somit keine signifikanten institutionellen Zuflüsse in Bitcoin stattfinden. Und dass sich inzwischen sogar Bitcoin-Maximalisten wie Anthony Pompliano oder Will Clemente hin zu anderen Abenteuern verabschieden, ist kein gutes Omen. Bleibt noch der Ende der 90er wegen „cooking the books“ verurteilte Michael Saylor als Idol – aber dass der nur hohle Phrasen drischt, geht inzwischen selbst vielen Bitcoin-Jüngern auf.
Außerdem sind die Behörden gut auf Zack, wenn es darum geht, gegen Geldwäsche vorzugehen und Betrüger zur Strecke zu bringen. Nachdem es kürzlich im Zusammenhang mit der Waschmaschine Tornado Cash zu einer Festnahme in den Niederlanden kam, sind die Ermittler nun dem Terra-Pleitier Do Kwon auf der Spur. Dessen Stablecoin-Experiment hat vielen Anlegern Totalverluste beschert, und in seiner südkoreanischen Heimat will man Kwon dazu befragen, wird doch ein Fall von Kapitalanlagebetrug vermutet. Und da er nicht freiwillig aufkreuzt, wurden sein Pass annulliert und ein internationaler Haftbefehl ausgestellt. Doch bislang bleibt Kwon verschollen, wurde er doch nicht wie vermutet in Singapur angetroffen. Der Coin-Jongleur macht via Twitter für sich geltend, seine Privatsphäre schützen zu wollen. Mit der Nummer wird er nicht weit kommen.