Das Gegenteil von Intel
Infineon
Das Gegenteil
von Intel
Von Stefan Kroneck
In Bezug auf Horrornachrichten aus der Halbleiterindustrie bildet Intel für Anleger derzeit die untere Benchmark. Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es unter den etablierten Unternehmen aber widerstandsfähige Adressen, die mit dem strategischen Versagen des US-Branchenriesen nicht auf eine Ebene gestellt werden können. Dazu gehört Infineon.
Zur Vorlage seiner Quartalszahlen zeigte Deutschlands größter Chipkonzern, dass er mit der zyklischen Nachfrageflaute besser zurechtkommt als das vielmal größere einstige Vorzeigeunternehmen aus Kalifornien. Das Dax-Mitglied mit Sitz in Neubiberg bei München ist das Gegenteil von Intel.
Kein Ruhmesblatt
Gewiss, der Abbau von 1.400 Stellen ist für die Betroffenen eine schmerzhafte Nachricht und kein Ruhmesblatt für Vorstandschef Jochen Hanebeck, doch in Relation zu Intel ist dieser Einschnitt in seiner Dimension deutlich überschaubarer. Infineon streicht 2,4% seines Personals, beim amerikanischen Wettbewerber sind es mit mehr als 15.000 Mitarbeitern mindestens 15%.
Allein dieser Unterschied verdeutlicht, wo man von einer Krise reden kann und wo dies eben nicht zutrifft. Nichtsdestoweniger waren die Schockwellen des Bebens an der US-Westküste auch in der Infineon-Zentrale zu spüren, abzulesen an einem Einbruch der Aktie binnen drei Tagen um 13%. Das zeigt, wie verunsichert die Investoren in Bezug auf Tech-Werte weltweit sind. Infineon kann sich dem nicht entziehen.
Gegensteuern überzeugender
Hanebeck setzt den Rotstift an, um Infineon in ihrer Kosteneffizienz zu verbessern. Denn es ist keine ausgemachte Sache, dass die Chipbranche 2025 in einen soliden Aufschwung übergeht, wie mancher Anbieter – darunter auch Infineon – zuletzt noch hoffte. Der Infineon-CEO ist kleinlauter geworden nach der gesenkten Jahresprognose im Mai, so wie zuletzt sein europäischer Konkurrent STMicroelectronics.
Es ist immerhin überzeugender gegenzusteuern, um zu verhindern, in der Profitabilität weiter abzufallen, als blind darauf zu vertrauen, dass nach dem Regen die Sonne irgendwann wieder scheint.