Sanktionen führen zu Rubel-Sturz
Ukraine-Krieg
Sanktionen führen zu Rubel-Sturz
Von Eduard Steiner
Ab und an erreichen die Folgen des Ukraine-Kriegs und der Sanktionen dann doch auch die russische Bevölkerung, die sich bisher – abgesehen von den im Krieg gefallenen und verwundeten Soldaten – recht gut davon fernhalten konnte. Denn auch wenn Staat und Unternehmer bisher für maximale Resilienz gesorgt haben und die stark gestiegenen Löhne für entsprechenden Komfort, so scheinen die Entscheidungsträger die wirtschaftlichen Negativfolgen nicht immer ganz im Griff zu haben, wie sich diese Woche zeigte.
Plötzlich rasselte der Rubel nach unten, und auch die Kurse an der Moskauer Börse stürzten ab. Binnen weniger Tage wurde nicht nur die psychologisch wichtige Marke von 100 Rubel je Dollar gerissen. Im Laufe des Mittwochs erreichte der Wechselkurs sogar mehr als 114 Rubel je Dollar, was seit August einen Verlust von 24% bedeutete. Noch am Mittwochabend sah sich die Zentralbank genötigt zu intervenieren. Das zeitigte auch Wirkung. Der Rubel stieg am Donnerstag um 2,60% auf 110,20 zum Dollar. Allerdings ist dies immer noch der schwächste Wert seit März 2022.
Die Abwertung war von Ökonomen so nicht erwartet worden. Und offensichtlich auch nicht von den staatlichen Entscheidungsträgern. Am Ende waren es die neuen US-Sanktionen vor allem gegen die drittgrößte russische Bank, die für die Rubelabwertung verantwortlich sind. Über die Gazprom-Bank nämlich werden die russischen Gaslieferungen nach Europa abgerechnet. Der Zahlungsverkehr wird so weiter erschwert. Und auch wenn neue Umgehungswege für den Geldtransfer gefunden werden, wird das seine Zeit dauern. Zudem wird die Inflation weiter angeheizt.
Im Katz-und-Maus-Spiel der Sanktionen zwischen dem Westen und Russland hat der Westen aktuell die Nase vorn. Den Ukraine-Krieg wird das leider nicht beenden. Dazu wird man um Verhandlungen nicht umhinkommen. Aber dass die Masse der Russen wenigstens temporär an ihn erinnert wird, ist wenigstens ein bescheidener Erfolg.