Börsenbarometer

Die Dax-Reform ist geglückt

Ganz egal, ob jetzt mit 30 oder 40 Werten, der neue, noch transparentere Dax kann sich sehen lassen. Nach der Reform stellt das deutsche Börsenbarometer auch im internationalen Vergleich einen Top-Index dar.

Die Dax-Reform ist geglückt

­Vor gut einem Jahr hat die Deutsche Börse bekannt gegeben, dass der Dax von 30 auf 40 Mitglieder erweitert wird und welche Titel neu in den deutschen Leitindex aufgenommen werden. Und seit dem 20. September 2021 wird der Dax inklusive der zehn neuen Titel berechnet. Doch wie fällt nun die Bilanz nach einem Jahr Dax 40 aus?

Durchwachsen, so würde die Antwort lauten. Denn die Erweiterung von 30 auf 40 Titel hat für den Dax wenig verändert. Zum einen haben von den zehn Neulingen mehrere schwer enttäuscht, so sind die Kurse von Online-Werten wie Modeverkäufer Zalando und Kochbox-Anbieter Hellofresh binnen Jahresfrist um drei Viertel eingebrochen. Daher muss Hellofresh jetzt auch die erste Börsenliga verlassen und wird durch Siemens Energy ersetzt. Zum anderen wird die Entwicklung des Dax maßgeblich von den großen Blue Chips bestimmt. Dies liegt an der Gewichtung eines Titels im Dax nach seiner Free-Float-Marktkapitalisierung, wobei ein einzelner Wert nicht mehr als 10% des Index ausmachen kann. Daher haben die zehn kleinsten im Dax vertretenen Werte nur wenig Einfluss auf den Stand des Index. „Die Ausweitung des Dax auf 40 Titel hätte man sich sparen können“, sagt daher Frank Mella, der als Redakteur dieser Zeitung den Dax miterfunden hat.

Auf der anderen Seite schadet die Ausweitung des Dax auf 40 Titel auch nicht. Der Index wird dadurch von den Branchen und Unternehmen her vielfältiger. Auch war es der in einem Konsultationsprozess ermittelte Wunsch der Marktteilnehmer, den Dax etwas zu ver­größern.

Allein, es geht bei der Reform des Dax weniger um die Frage, ob im Leitindex jetzt 30 oder 40 Titel vertreten sind. Die Vergrößerung des Dax auf 40 Titel ist nur ein Teil einer umfassenden Reform des Index, die nach dem Wirecard-Desaster angestoßen und vor rund zwei Jahren beschlossen wurde. Die Frage muss also lauten: Ist die Dax-Reform geglückt?

Die Antwort lautet: Ja, in großem Ausmaß. Der Dax war ohnehin schon ein im Vergleich mit anderen Indizes relativ transparenter und für Investoren gut nachvollziehbarer Index. Auch ist der Dax von Beginn an viel moderner, logischer und auch transparenter als sein Vorbild, der 30 Titel umfassende Dow Jones Industrial Index, gewesen. Von Anfang an hat die Ausstattung des Dax als Performanceindex für eine ungewöhnliche Klarheit und Transparenz gesorgt. Auch dass der Dax seit 2002 auf Basis des Free Floats, des handelbaren Streubesitzes, berechnet wird, hat den Index verbessert. Nicht zuletzt ist es aufgrund seines Designs mit nicht allzu vielen Titeln gelungen, den Dax als Basis für einen regen Handel an der Terminbörse zu etablieren.

Gleichwohl gab es im Dax noch Defizite, insbesondere auch in Sachen Transparenz und Governance, die durch die umfassende Reform , die nach Aussagen der Deutschen Börse die größte in der Dax-Geschichte darstellt, zum Großteil beseitigt wurden. Dazu zählt, dass insolvente Unternehmen innerhalb von zwei Handelstagen aus den Dax-Auswahlindizes genommen werden, so dass es nicht mehr vorkommen kann, dass ein Pleitewert wie Wirecard noch lange dem Dax angehört.

Sehr zu begrüßen ist das Mehr an Transparenz, indem für das Ranking und damit auch für die Zugehörigkeit zum Dax nur noch die Marktkapitalisierung verantwortlich ist, die Einhaltung einer Mindestliquidität einmal vorausgesetzt. Und auch die Einhaltung bestimmter Grundsätze des Corporate Governance Kodex in Bezug auf Prüfungsausschüsse macht Sinn. Schließlich sollte Good Governance ein Maßstab für die erste Börsenliga sein.

Auch dass Dax-Kandidaten in ihren beiden letzten Jahresabschlüssen jetzt ein positives Ebitda aufweisen müssen, ist zu begrüßen. Manch einer meint, das erschwere Wachstumswerten den Aufstieg den Dax. Das mag sein, nur sollten Geldverbrenner in die erste deutsche Börsenliga aufsteigen? Doch wohl eher nicht.

Alles in allem kann sich der neue, noch transparentere Dax sehen lassen. In dieser verbesserten Form stellt das deutsche Börsenbarometer auch im internationalen Vergleich einen Top-Index dar, ganz egal, ob jetzt mit 30 oder 40 Werten.

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