Regulierung des Zahlungsverkehrs stößt auf Grenzen
Die Grenzen der Regulierung
Von Björn Godenrath
Instant Payment droht zu scheitern. Denn das Marktmodell bietet den Banken keine ökonomischen Anreize.
Der politische Zeitgeist in den Brüsseler Institutionen hat sich über die Jahre dahin entwickelt, dass zum einen mehr auf Verordnungen statt auf Richtlinien gesetzt sowie immer stärker Detailvorgaben gemacht werden. Das führt nun im europäischen Zahlungsverkehr zu einer Situation, die Banken, Zahlungs- und E-Geld-Institute in die Bredouille bringt, da sich angesichts der Einführung von neuen Zahlverfahren und Zahlungsmitteln eine Zukunft ohne Rendite im Transaktionsgeschäft abzeichnet.
In den Markt gedrückt
Stein des Anstoßes ist vor allem die Instant-Payment-Verordnung, die in Stufen ab Anfang 2025 greift, gegenüber den üblichen Sepa-Überweisungen aber keinen Aufschlag mehr bei der Transaktionsgebühr erlaubt. Diese Art der Bepreisung behindert die Verbreitung von Echtzeitüberweisungen. Aber EU-Kommission und Notenbanken wollen dieses Zahlverfahren dennoch in den Markt drücken, da die Instant-Payment-Infrastruktur im Verbund mit dem digitalen Euro die Grundlage für einen von den US-Konzernen unabhängigen EU-Zahlungsverkehr schaffen soll.
Doch so, wie es jetzt als Marktdesign angelegt ist, wird das nicht funktionieren. Denn wie soll sich eine florierende Payment-Landschaft entwickeln, wenn die Marktakteure keine Chance haben, über das Brot-und-Butter-Geschäft der Transaktionsabwicklung zumindest ihren Investitionsaufwand wieder reinzuholen? Alles, was man bislang zu möglichen Mehrwertdiensten vernehmen kann, erscheint nicht geeignet, daraus signifikante Ertragsströme zu generieren. Bleiben also die Überweisungsgebühren plus Händlerentgelte – wobei das, was beim Handel aufgeschlagen wird, dort über die Preise an die Verbraucher weitergegeben wird.
Wer bestellt, sorgt auch für die Bezahlung
Und da die Banken quasi hoheitliche Aufgaben übernehmen in Erfüllung einer geopolitischen Agenda, wären die Brüsseler Architekten gut beraten, bei einer kostenfreien Transaktionsseite ein wenig Spielraum bei den Händlerentgelten (Motto bislang: günstiger als Kreditkarten und Girocard) zu gewähren. Zum einen, weil es allein durch die strategische Bedeutung des Vorhabens gerechtfertigt wird. Zum anderen, weil es mittlerweile leicht resignierte Stimmen in der Branche gibt, die sagen, dann gebe es mangels Return on Investment eben keinen Zahlungsverkehr mehr. Ergo: Nur wenn es für alle Beteiligten ökonomisch funktioniert, dann wird Instant Payment ein Erfolg.
Eher nebulös erscheint auch das Ertragspotenzial für die Institute bei der Einführung eines digitalen Euro. Das Projekt hängt derzeit im politischen Raum, aber das wahrscheinliche Marktmodell sieht so aus, dass die Notenbanken zwar dankenswerterweise ein Wallet-Backend bereitstellen und die Banken daran anknüpfend integrieren, sich aber neben null Überweisungsgebühren und geringen Händlerentgelten wohl nur zusätzliche Erlöse ergeben, wenn es gelänge, Wallet-Gebühren analog zu Kontogebühren zu verankern. Und da eine Digital-Euro-Wallet nur mit geringem Guthaben aufgeladen sein darf, müssten Zusatzdienste mangels Masse auf trockenem Boden gedeihen können. Zwar soll ein Nachladen über den sogenannten Wasserfall-Mechanismus möglich sein. Aber aus Bankensicht macht das wohl nur Sinn, wenn sich über die (unverzinste) Digital-Euro-Wallet mehr Zusatzgeschäft realisieren lässt als über das eigentliche Bankkonto. Das erscheint, gelinde gesagt, unwahrscheinlich.
Das ganze Ökosystem muss passen
Bleibt die Frage: Wohin soll das alles führen? Entgegen landläufiger Meinung braucht Europa tatsächlich den digitalen Euro als Element eines autarken Zahlungsverkehrs. Funktionieren kann ein solches Zahlungsmittel aber nur, wenn es in ein Ökosystem eingebettet ist, das den Marktteilnehmern ein gewisses Renditeprofil erlaubt. Die Banken wiederum sollten endlich ihre unsinnige Fundamentalopposition gegen den digitalen Euro beenden und ihre Lobbyarbeit auf die Gestaltung des ökonomischen Modells konzentrieren. Und den Brüsseler Bürokraten sei gesagt, dass sie mit ihren Bullerbü-Szenarien zu kostenlosen Dienstleistungen an der Realität vorbeiplanen und damit mehr kaputt machen als zu reparieren.