Paris

Die Sorgen der alten Dame

Paris genießt die lauen Sommernächte, doch die alte Dame befindet sich noch immer in ihrem Dornröschenschlaf, einem künstlichen Koma. Hinter den Kulissen herrscht jedoch bereits geschäftige Betriebsamkeit, damit „la vieille dame“, wie der Eiffelturm...

Die Sorgen der alten Dame

Paris genießt die lauen Sommernächte, doch die alte Dame befindet sich noch immer in ihrem Dornröschenschlaf, einem künstlichen Koma. Hinter den Kulissen herrscht jedoch bereits geschäftige Betriebsamkeit, damit „la vieille dame“, wie der Eiffelturm in Frankreich genannt wird, am 16. Juli zum ersten Mal seit Oktober vergangenen Jahres wieder Besucher empfangen darf. Bis das Wahrzeichen von Paris so viele Gäste wie vor der Pandemie begrüßen werden kann, dürfte allerdings noch eine Weile vergehen, da der vorgeschriebene Sicherheitsabstand automatisch zu einer Verringerung der Besucherströme führen wird. So dürfen beispielsweise die Fahrstühle dann nur noch 25 statt wie bisher 50 Personen gleichzeitig befördern. Statt mit durchschnittlich 25000 Gästen pro Tag rechnet die Betreibergesellschaft deshalb gerade mal mit maximal 10000 Gästen täglich – so wie im Sommer letzten Jahres. Damals hatte das 132 Jahre alte Bauwerk nach einer Zwangspause von März bis Ende Juni wieder Besucher empfangen dürfen, bevor es Ende Oktober wieder geschlossen wurde.

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In der Folge ist der Umsatz der Betreibergesellschaft SETE (Société d’Exploitation de la Tour Eiffel) von 99 Mill. Euro auf 25 Mill. Euro eingebrochen, so dass unter dem Strich ein Verlust von 52 Mill. Euro anfiel. Für dieses Jahr erwartet der Betreiber einen weiteren Verlust von 70 Mill. Euro. Die Stadt Paris hat die Betreibergesellschaft deshalb gerade mit 62 Mill. Euro an neuem Kapital ausgestattet; und die Metropolregion des Großraums Paris hat weitere 600000 Euro gegeben. Die französische Hauptstadt hält 99% des Kapitals der SETE, die Metropolregion 1%.

Die Finanzspritze soll nicht nur helfen, die Betriebskosten des Eiffelturms zu decken, sondern auch bei der geplanten Renovierung eines Aufzugs und bei dem neuen Anstrich. Immerhin will sich die alte Dame schön machen für die Olympischen Spiele 2024. Beides zusammen könnte 100 Mill. Euro kosten. Es ist erst das 20. Mal seit seiner Einweihung, dass der Eiffelturm einen neuen Anstrich erhält. Allerdings bereiten die Malerarbeiten der Betreibergesellschaft diesmal erhebliches Kopfzerbrechen. Sie mussten im Februar unterbrochen werden, weil diesmal mehr von den alten Farbschichten entfernt wurde, wobei mehr Blei als zulässig freigesetzt wurde. Die Betreibergesellschaft mit ihren 340 Mitarbeitern überlegt nun, wie der Anstrich unter Einhaltung der Sicherheitsauflagen fortgeführt werden kann. Die Stadt Paris kann es sich nicht leisten, erneut wegen der Überschreitung von Blei-Grenzwerten ins Gerede zu kommen, nachdem bei dem Brand von Notre-Dame am 15. April 2019 mehrere Hundert Tonnen Blei in Flammen aufgegangen sind.

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Sich für die Olympischen Spiele flottzumachen versucht auch der Metro-Betreiber RATP. Er renoviert nicht nur wie jeden Sommer die verschiedenen Metro-Linien, sondern verlängert auch die automatisch betriebene Metro-Linie 14 im Süden bis zum Flughafen von Orly. Damit nicht genug, denn die RATP hat sich zudem mit dem Flughafenbetreiber ADP (Aéroports de Paris) und der Region Île-de-France zusammengetan, um die urbane Luftmobilität zu fördern. Sie hoffen, während der Olympischen Spiele 2024 Demonstrationsflüge mit dem Volocity von Volocopter durchführen zu können. Das Flugtaxi sollte diesen Montag einen Vorführflug in Le Bourget vollführen. Dort hätte jetzt normalerweise die weltweit größte Luftfahrtmesse stattfinden sollen, doch sie wurde auf 2023 verschoben. Wie die Luftfahrtbranche wird auch die RATP die Nachwirkungen der Covid-Pandemie lange zu spüren bekommen. So schätzt RATP-Chefin Catherine Guillouard, dass sich das Arbeiten vom Homeoffice aus auch nach der Krise durchsetzen könnte. Sie geht deshalb davon aus, dass die Zahl der Fahrgäste der RATP um 5% bis 7% sinken wird, wenn zwei Tage Homeoffice pro Woche zur Regel werden sollten. Durch die Ausweitung des Angebots wie der Verlängerung der Metro-Linien könnte sich das aber nach 24 Monaten wieder ausgleichen, schätzt sie.