Die UBS blufft die Pokerrunde
Regulierung
Die UBS blufft
die Pokerrunde
Von Daniel Zulauf
In der Schweiz wird gerade hart gepokert um eine neue Eigenkapitalverordnung für systemrelevante Banken, welche die Regierung voraussichtlich im Mai in die öffentliche Anhörung geben will. Um den Spieltisch sitzen die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter, Vertreter von politischen Parteien aller Färbungen, Repräsentanten der vielen nicht systemrelevanten Banken, einflussreiche Wirtschaftslobbyisten und natürlich die UBS mit ihrem Chef Sergio Ermotti. Letzterer hat am Dienstag im Rahmen der Publikation der UBS-Jahreszahlen eine so schwache Karte abgelegt, dass man dahinter eigentlich nur einen Bluff vermuten kann. Ermotti sagt sinngemäß, seine Aktionäre müssten den Gürtel enger schnallen, wenn die Schweiz die Kapitalverordnung verschärfte. Er meinte nicht einmal nur den Extremfall, unter dem die UBS zusätzliches Eigenkapital von bis zu 25 Mrd. sfr beibringen müsste. Er meinte jeden Fall einer Erhöhung der Kapitalanforderungen.
Die Folgen von Überregulierung
Die Behauptung ist schwer zu überprüfen, aber nicht wirklich plausibel. Die UBS hat im vergangenen Jahr 3,5 Mrd. sfr an ihre Aktionäre ausgeschüttet. Sie könnte diesen Betrag heuer problemlos wieder ausschütten und darüber hinaus erst noch fast 1,5 Mrd. sfr zur Seite legen. Aber die UBS hat ihren Aktionären mehr versprochen – zu viel vielleicht. Nun macht Ermotti aus der Not eine Tugend, er blufft, wie man im Pokerjargon zu sagen pflegt. Ein Überschießen bei der Kapitalregulierung beschädige die Wettbewerbsfähigkeit der UBS, behindere ihre Fähigkeit, das Land gut mit Krediten zu versorgen und hätte auch negative Folgen für das Image des Finanzplatzes, sagte er im Kreis von Finanzanalysten. Der Aktienkurseinbruch, den er bewirkte, ist quasi der Beweis für die Relevanz seiner Argumente. Ermotti blufft, weil er weiß, dass sich die Schweiz eine sichere, aber auch eine erfolgreiche UBS wünscht. Karin Keller-Sutter sagte im April 2024: „Wenn der Spagat gelingt, profitieren das Land und die Steuerzahlenden.“ Man wird bald sehen, ob sich die Finanzministerin vom Chef der größten und international hochgradig ambitionierten Schweizer Bank bluffen lässt.