KommentarPerspektiven nach Quartalszahlen

Die UBS wird sich spezialisieren müssen

UBS-Chef Sergio Ermotti kommt mit der Integration der Credit Suisse gut voran. Aber die Großbank wird ihre maximale Geschwindigkeit nur erreichen, wenn sie sich weiter spezialisiert. Das könnte Folgen für das herkömmliche Kreditgeschäft haben.

Die UBS wird sich spezialisieren müssen

UBS

Spezialisierung
vonnöten

Von Daniel Zulauf

Die UBS kommt immer besser auf Touren. Das zeigen die vorliegenden Geschäftsergebnisse des dritten Quartals, die sich erstmals seit der Credit-Suisse-Übernahme direkt mit jenen des Vorjahres vergleichen lassen. Die Bank weist einen Dreimonatsgewinn von 1,4 Mrd. Dollar aus. Sie betont, dass dieser unter Herausrechnung einiger nicht operativ begründeter Kosten und Erträge noch einige Hundert Millionen höher ausgefallen wäre.

Marktteilnehmer erwarten mehr

Doch diese Leistung reicht noch lange nicht, um den hohen Erwartungen der Aktionäre gerecht zu werden. Die auf ein volles Jahr hochgerechnete Verzinsung des Eigenkapitals kommt im Berichtsquartal auch im besten Szenario nicht über 10% hinaus. Die einflussreichsten Marktteilnehmer erwarten 15% oder mehr. Die Börse quittierte das Ergebnis entsprechend: Der Aktienkurs verläuft südwärts. Seit bald einem Jahr kommen die UBS-Titel kaum mehr vom Fleck.

Wie viel mehr Eigenkapital muss vorgehalten werden?

Ein Grund dafür ist, dass niemand weiß, wie viel zusätzliches Eigenkapital die Bank noch beibringen muss, um die erwartete Verschärfung der Kapitalanforderungen in der Schweiz erfüllen zu können. UBS-Chef Sergio Ermotti musste seine Aktionäre bei Vorlage der Quartalszahlen da aber auf den kommenden Februar vertrösten, wenn das Institut die Jahresergebnisse präsentiert. Im Hintergrund läuft derweil der Schacher zwischen UBS, Politik und Aufsichtsbehörden.

Während sich die Schweiz den Kopf zerbricht über die Frage, wie viel Kapital das Rieseninstitut benötigt, damit das Risiko für die Steuerzahlenden und den Staat erträglich bleibt, denkt man in der Chefetage der UBS schon lange weiter.

Jahr für Jahr zieht die Bank aus aller Welt Milliarden Dollar an, die ihr von reichen und superreichen Privatpersonen, aber auch von Institutionen anvertraut werden. Dieses Geschäft braucht im Unterschied zum herkömmlichen Kreditgeschäft wenig Eigenkapital und es lässt sich lukrativ betreiben, wenn die Voraussetzungen für einen produktiven, technologiegestützten Betrieb gegeben sind.

Auf dieses Geschäft, das schon mehr als die Hälfte des Konzerngewinns einbringt, konzentriert sich das Interesse der UBS-Aktionäre. Bekanntermaßen hat sich die UBS Morgan Stanley zum Leistungsmaß gemacht. Um deren Bewertung zu erreichen, müsste die UBS-Aktie bei 50 Franken statt nur bei 27 Franken stehen.

Aber bis dahin wird es die UBS in ihrer aktuellen Struktur mit dem kapitalintensiven Schweizer Kreditgeschäft kaum schaffen können. Deshalb dürfte die Chefetage schon längst Spezialisierungspläne für die Zeit nach Abschluss der CS-Integration wälzen. Eines lässt sich schon jetzt voraussagen: Diese UBS wird nicht so bleiben, wie sie jetzt ist.

Die Investoren erwarten eine höhere Eigenkapitalverzinsung von der UBS. Das voluminöse Schweizer Kreditgeschäft lässt das aber nicht zu.

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