Kommentar:Deutsche Bank

Die Zweifel sind zurück

Nach dem Verlust im zweiten Quartal sind weitere Aktienrückkäufe unwahrscheinlich. Die Zweifel der Aktionäre sind zurück – sofern sie jemals weg waren.

Die Zweifel sind zurück

Deutsche Bank

Die Zweifel sind zurück

Von Philipp Habdank

Die Postbank- Abschreibung macht ein weiteres Aktienrückkaufprogramm in diesem Jahr unwahrscheinlich. Einige Aktionäre dürften das erst jetzt realisiert haben.

Die Deutsche Bank kann sich ihr zweites Quartal operativ so schönreden, wie sie will. Am Ende stehen ein den Aktionären zurechenbarer Verlust von 143 Mill. Euro und eine Eigenkapitalrendite von minus 1%. Das wirft die Bank auf ihrem Weg zu einer versprochenen Eigenkapitalrendite von 10% zwar nicht aus der Bahn, denn diese muss sie schließlich erst im kommenden Jahr liefern. Doch an ihr wird die Deutsche Bank gemessen werden. Den Aktionären dürfte es ziemlich egal sein, wie viel Ertrag die Bank operativ erwirtschaftet, wenn für sie unterm Strich keine 10% Rendite hängen bleiben.

Der um zeitweise über 7% eingebrochene Aktienkurs nach Verkündung der Quartalszahlen spricht Bände. Aktionäre dürften aber auch realisiert haben, dass ein weiteres Aktienrückkaufprogramm der Deutschen Bank in diesem Jahr unwahrscheinlich erscheint. Spätestens jetzt dürften damit die Zweifel bei den Aktionären zurück sein. Dabei hat die Deutsche Bank in den vergangenen Jahren hart daran gearbeitet, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen und Quartal für Quartal zu liefern. Die unerwartete 1,3 Mrd. Euro schwere Rückstellung für den Postbank-Rechtsstreit bringt die Deutsche Bank zwar nicht ins Wanken, doch sie nährt die Zweifel an ihrem Renditeziel.

Wie will die Deutsche Bank die verlorene Milliarde zurückgewinnen?

Schließlich hielten Analysten Christian Sewings Renditeziel schon vorher für ambitioniert. Die Bank hält weiter an ihren Zielen fest, und Finanzchef James von Moltke wird nicht müde zu betonen, welchen Hebel steigende Erträge bei konstanten oder sinkenden Kosten auf die Eigenkapitalrendite hätten. Das zweite Quartal lieferte aber weder Anzeichen für den einen noch den anderen Hebel.

Die Erträge der Bank legten im zweiten Quartal nur moderat zu. Die adjustierten Kosten lagen mit 5 Mrd. Euro im Plan, mehr aber auch nicht. Ertragsseitig kam die Investmentbank zwar wieder in Schwung, weil sich das Umfeld für das Beratungs- und Emissionsgeschäft verbessert hat. Gleichwohl wird die zurückgefahrene Investmentbank nie mehr so eine dominante Postion einnehmen wie früher. Dafür kommt die Unternehmensbank ohne den Rückenwind der Zinswende kaum vom Fleck.

Deutsche Bank erwartet keine weiteren bösen Überraschungen

Das macht es für die Bank extrem schwer, die verlorene Milliarde wieder reinzuholen. Zumal man sich bei der Deutschen Bank erfahrungsgemäß nie zu 100% sicher sein kann, dass irgendwo im Keller nicht doch noch eine Altlast auftaucht.

Von Moltke betonte in einer Telefonschalte mit Journalisten einmal mehr, dass nun alle Rechtsrisiken adressiert seinen. Das Problem dabei ist nur, dass die Deutsche Bank das schon häufiger gesagt hat. Aber wer weiß: vielleicht haben die Richter ja doch noch Erbarmen und entscheiden Ende August wider Erwarten zugunsten der Deutschen Bank und triggern damit einen außerplanmäßigen Quartalsgewinn. Wunder soll es bekanntlich immer wieder geben. Die Deutsche Bank könnte eins gebrauchen.