Bank of England

Disziplin statt Verbote

Die Bank of England will künftig keine Exklusivgespräche mehr mit Banken führen. Das soll die Transparenz erhöhen. Das Ziel ist aller Ehren wert. Aber das Mittel ist fraglich. Die EZB sollte sich sehr genau überlegen, ob sie diesem Vorbild folgt.

Disziplin statt Verbote

Die Bank of England macht Schluss. Die „Old Lady of Threadneedle Street“ will künftig keine Exklusivgespräche mehr mit Banken und Finanzinstituten führen. Die Währungshüter wollen so die Transparenz erhöhen. Das Ziel ist fraglos aller Ehren wert. Und die Entscheidung passt in einen stark verbreiteten Zeitgeist. Ganz ohne Probleme und Risiken ist das aber nicht. Deshalb sollte sich auch die Europäische Zentralbank (EZB) sehr genau überlegen, ob sie diesem Vorbild folgt.

Keine Frage, die Zeiten, in denen Zentralbanker als Technokraten im Hintergrund allein auf die Preisstabilität fixiert wa­ren, sind passé. In den Krisen der vergangenen Jahre sind sie zu po­litischen Akteuren geworden. Damit müssen sie aber auch viel strikteren Anforderungen in Sachen Kommunikation und Transparenz genügen. Vieles hat sich da verbessert, aber es kann sicher noch mehr passieren. Ob aber ein Verbot solcher Gespräche der Weisheit letzter Schluss ist, scheint doch fraglich – auch wenn der Bank of England jetzt der Applaus jener gewiss ist, die solche Treffen schon immer als Gemauschel gesehen haben oder denen die Finanzwelt grundsätzlich als grundböse gilt.

Denn solche Gespräche können sehr wohl sinnvoll sein: Zentralbanker müssen ihre Politik erklären – das kann auch deren Effektivität erhöhen. Und die geldpolitische Transmission läuft nun mal im Wesentlichen über die Banken und die Finanzmärkte. Zugleich müssen die Notenbanker verstehen, wie sich die schnelllebigen Finanzmärkte und das nicht minder rasante Bankgeschäft entwickeln – nur dann können sie ihre Politik zielgerichtet gestalten. Davon profitieren am Ende alle.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es geht keineswegs darum, die unrühmliche Rolle, die die Bank of England im Libor-Skandal ge­spielt hat, zu verteidigen – das betraf ja auch gar nicht den Austausch über die Geldpolitik. Es geht auch nicht darum, ein Fiasko wie anno 2015 zu rechtfertigen, als das damalige EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré beim Dinner mit Hedgefonds- und Bankmanagern Details zu den EZB-Anleihekäufen verriet, die erst zwölf Stunden später öffentlich wurden. So etwas geht schlicht und ergreifend nicht – basta.

Es ist ganz essenziell, dass die Zentralbanker bei solchen Treffen keine nichtöffentlichen und marktsensiblen Informationen ausplaudern. Und sie dürfen sich nicht gemein machen und schon gar nicht einzelne Marktteilnehmer bevorzugen. Es gilt, Distanz zu wahren und nicht zu vertraut und zu pfleglich mit der Branche umzugehen. Glasklare Regeln und die nötige Selbstdisziplin sind da aber besser als Verbote.

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