Kreuzfahrten

Ein weiteres Übergangsjahr

Die Kreuzfahrtindustrie steckt trotz einer gewissen Belebung ihres Geschäfts im Verlauf des abgelaufenen Turnus weiterhin mittendrin in der Coronakrise. Sie steht vor einem weiteren Übergangsjahr.

Ein weiteres Übergangsjahr

Die Zahlen, die der amerikanisch-britische Branchenprimus Carnival kurz vor Weihnachten für das Geschäftsjahr 2021 veröffentlichte, haben es abermals unterstrichen: Die Kreuzfahrtindustrie steckt trotz einer gewissen Belebung ihres Geschäfts im Verlauf des abgelaufenen Turnus weiterhin mittendrin in der Coronakrise. Das Ergebnis des Unternehmens aus Miami, zu dem unter anderem Marken wie Aida, Costa oder P&O Cruises gehören, ist mit minus 9,5 Mrd. Dollar kaum weniger tiefrot ausgefallen als im Jahr zuvor, als der Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie eine jahrelang von Rekord zu Rekord eilende Branche abrupt in Turbulenzen stürzte. Der Blick auf Liquidität, Verschuldung und Kreditfälligkeiten gehört für die Sektorunternehmen unverändert zu den dringlichsten Aufgaben.

Ermutigend für die Reedereien sind Signale, dass infolge der Pandemie das Interesse an Kreuzfahrten nicht nachzulassen scheint. Buchungsaufkommen deuten darauf hin, dass der Sektor an frühere Passagierzahlen anknüpfen könnte. Allerdings ist nach wie vor nicht ersichtlich, wann sich das Kreuzfahrtgeschäft wieder vollständig normalisiert haben wird. Von Zahlen wie den weltweit geschätzt rund 30 Millionen Menschen, die 2019 im letzten Jahr vor Beginn der Coronakrise eine Hochseekreuzfahrt antraten, liegt die Branche nach dem Jahr 2021 noch weit entfernt.

Wie fragil der jüngste Aufschwung ist, zeigt mitten in der Urlaubszeit über Weihnachten und den Jahreswechsel der vorzeitige Reiseabbruch zweier Schiffe von Aida und Tui Cruises – aufgrund vereinzelter Covid-19-Fälle an Bord, wie mitgeteilt wird. Die US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention verstärkt im weltweit wichtigsten Kreuzfahrtmarkt ihre Warnung und rät unabhängig vom Impfstatus von Reisen ab. Neue Virusvarianten wie Omi­kron, die deutlich ansteckender sein soll als ihre Vorgänger und in den USA und in anderen Regionen bereits zur vorherrschenden Form des Coronavirus geworden ist, ziehen die Krise für die Reedereien – wie auch für mit ihnen eng verbundene Unternehmen wie Werften – in die Länge.

Die bisherigen Impf- und Testvorgaben für Crews und Gäste reichen nicht, auch wenn sie nach Angaben aus dem Sektor vergleichsweise strikt sind. Neue Störungen des Geschäfts sind zu erwarten, der Verlauf der Pandemie ist ungewiss. Den Kreuzfahrtgesellschaften steht 2022 ein weiteres Übergangsjahr bevor. Vor genauen Prognosen sollte sich die Branche hüten.

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