Notiert inNew York

Eine Insel in stürmischer See

Governors Island ist ein beliebtes Ausflugsziel bei New Yorkern. Doch die Insel ist auch Herzstück von Klima-Initiativen, für die sich das Umfeld deutlich eingetrübt hat.

Eine Insel in stürmischer See

Notiert in New York

Eine Insel in stürmischer See

Von Alex Wehnert

Der eisige Wind verwirbelt die Dämpfe aus dem beheizten Außenpool, von dem aus sich ein spektakulärer Blick auf die Skyline Manhattans bietet. Die Bankentürme an der Südspitze des geschäftigsten New Yorker Boroughs mögen nur wenige hundert Meter entfernt sein, doch hier auf Governors Island ist die Unruhe der Großstadt schnell vergessen. Die nicht dauerhaft bewohnte, unweit der Freiheitsstatue gelegene Insel in der Upper New York Bay, die mit einem Nationaldenkmal und Militäranlagen aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert aufwarten kann, ist deshalb im Frühjahr und Sommer als Ausflugsziel äußerst beliebt – gleich zwei Fähren halten hier in engem Takt an unterschiedlichen Anlegern. Im Winter zieht Governors Island hingegen vor allem Paare und Freundesgruppen an, die gesalzene Preise zahlen, um sich im dortigen Spa verwöhnen zu lassen und im beheizten Außenpool zu planschen, während Manhattan wie am vergangenen Wochenende von einer Schneeschicht bedeckt ist.

Herzstück von Klima-Initiativen

Doch das Eiland, das zu Zeiten des Unabhängigkeitskrieges wichtiger Stützpunkt der US-Armee war, soll auch heute höheren Zwecken dienen als der Entspannung. Denn es soll zum Herzstück von Initiativen werden, die sich um eine klimafreundliche Zukunft für New York City bemühen. So entsteht dort unter Führung der Stony Brook University die New York Climate Exchange, eine Forschungskooperation zu nachhaltigen Technologien. Der über 37.000 Quadratmeter große Campus soll Heimat für Teams aus zahlreichen Wissenschaftsorganisationen und Anlaufstelle für Aus- und Weiterbildung in Berufen aus grünen Wirtschaftsbereichen werden. Insgesamt soll das Flaggschiffprojekt der klimafreundlichen Programme New Yorks 700 Mill. Dollar kosten – davon haben philanthropische Stiftungen von vornherein 150 Mill. Dollar und die Stadt weitere 150 Mill. Dollar bereitgestellt, während wohlhabende Spender zuletzt weitere Millionenmittel beisteuerten.

Terminal der Fähre nach Governors Island in Lower Manhattan. Foto: picture alliance / Sipa USA | SOPA Images.

Die Climate Exchange ist auch zentraler Bestandteil des „Hafens der Zukunft“, der das Bild entlang des East River und der Bucht von New York prägen soll und Innovationsprojekte wie einen Wissenschaftspark in Midtown Manhattan, Start-up-Labore in Brooklyn und Offshore-Windanlagen beinhaltet. Doch die Green Economy ist in den USA unter Präsident Donald Trump out. Der Republikaner bezeichnet den wissenschaftlichen Konsens zum menschengemachten Klimawandel gerne als „Schwindel“ und reiht sich damit in eine koordinierte Anti-Nachhaltigkeits-Kampagne rechter Gruppen ein.

Umfeld kühlt deutlich ab

Unter deren Druck ziehen sich große Banken und Assetmanager aus Klima-Initiativen zurück, das Umfeld für grüne Investments kühlt sich in den USA massiv ab. Damit dürfte es auch für die New York Climate Exchange deutlich schwieriger werden, ihre ambitionierten langfristigen Ziele zu erreichen. Governors Island droht damit vom beschaulichen Ruheort zur Insel in stürmischer See zu werden.

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