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Eis erobert die Welt

Handwerklich hergestellte Eisspezialitäten stehen im Mittelpunkt der Messe Sigep in Rimini. Die Variantenvielfalt wird immer größer und auch in Asien und Amerika wird immer mehr Eis gegessen.

Eis erobert die Welt

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Eis erobert die Welt

Von Gerhard Bläske

Wer an Eis denkt, denkt an Sommer und Sonne – und oft an Italien. Das Belpaese ist weltweit führend bei der Produktion handwerklich hergestellter Eisspezialitäten, der Fertigung von Maschinen für die professionelle Produktion und bei den Zutaten. Mehr als 1.200 Aussteller aus 35 Ländern präsentierten gerade bei der Fachmesse „Sigep – The Dolce World Expo“ im Urlaubsort Rimini ihre Produkte rund um Eis- und Backwaren sowie Kaffee.

Als Zukunftsmarkt gilt Asien. Ableger der Sigep gibt es in China und Singapur. China, Japan, Taiwan oder Südkorea haben beim Gelato World Cup der Eisspezialisten mit kreativen und geschmacklich oft ausgewogenen Kreationen auf sich aufmerksam gemacht. In Europa oder Amerika geht es immer mehr um Gesundheit. Gefragt sind Ingredienzen ohne Zusatzstoffe, laktose- und glutenfreies Eis, zuckerfreie oder -reduzierte Produkte und vegane Eissorten.

„Ich habe schon immer nur natürliche Rohstoffe ohne künstliche Aromen benutzt und stelle schon seit 15 Jahren nach biodynamischen Grundsätzen her“, sagt Sergio Dondoli. Der Eismacher, der eine Gelateria im toskanischen San Gimignano betreibt, ist in Italien ein Star, der zweimal den Eis-Weltcup gewann. Dondoli betreibt auch eine Gelateria in Paris.

Kult-Status in Italien

Italiens Eisbranche setzt 4 Mrd. Euro um. Davon entfallen 1,1 Mrd. Euro auf die Zutaten und 650 Mill. Euro auf die Hersteller von Maschinen für die professionelle Produktion. Marktführer ist Carpigiani aus Bologna mit einem Umsatz von 227 Mill. Euro. Das Unternehmen wächst laut Unternehmenschef Federico Tassi prozentual zweistellig. Carpigiani gehört zur Aligroup, einer Holding mit einem Umsatz von 8 Mrd. Euro. „Wir investieren viel in Forschung und Entwicklung und haben mehr als 2.000 Patente“, sagt Tassi.

In Italien gibt es 9.300 Gelaterien, 12.000 Pasticcerien und 18.000 Bars, die eigenes Eis anbieten. In Deutschland sind es nur etwa 7.000 bis 9.000 Verkaufspunkte. Eismacher wie Dondoli, der in Italien lebende Deutsche Ernst Knam oder Giancarlo Timballo, Präsident des Gelato World Cup, haben Kultstatus im Land.

Kreative neue Eis-Sorten

„Das Made in Italy ist für uns ganz zentral“, sagt Francesco Fattori, Chef der Gruppe Casa Optima aus San Clemente bei Rimini. Unter den Marken Mec3, Pernigotti, Maestri Gelatieri und Giuso bietet der Weltmarktführer für hochwertige Eiszutaten wie Fior di Latte (Milchcreme) Pistazien, Haselnüsse und Früchte an.

Ständig werden neue Sorten entwickelt. Pokémon-Eis oder Baileys sind gefragt. Zum Aperitif wird Eis mit Thunfisch-, Avocado- oder Parmesan-Geschmack gereicht. Beim Gelato World Cup ist Eis Begleiter von Fisch, Gemüse und Fleisch. „Eis wird zu einem Lebensmittel für alle Gelegenheiten“, sagt Fattori, dessen Unternehmen 2023 etwa 250 Mill. Euro umgesetzt hat und weiter stark wächst. Auch Investoren haben Geschmack daran gefunden. Jacobs soll sich für das vom Finanzinvestor Charterhouse kontrollierte Optima Mec3 interessieren.

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