KommentarE-Auto-Förderung

Ein Geschenk vom Steuerzahler

Auch die neu beschlossene Förderung von Elektroautos kommt in erster Linie Fahrern in höheren Einkommensklassen zugute. Und es profitieren auch Hersteller, die ohnehin gut verdienen.

Ein Geschenk vom Steuerzahler

Deutsche Autoindustrie

Ein Geschenk
vom Steuerzahler

Von Joachim Herr

Das Hin und Her mit der Förderung von Elektroautos spiegelt das Irrlichtern der Ampel-Koalition wider.

Die deutschen Autohersteller können sich die Hände reiben. Das Hilfspaket der Bundesregierung gegen die schwache Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und Neuwagen insgesamt kommt ihnen gerade recht. Es könnte Audi, BMW, Mercedes & Co. zumindest einen kleinen Schub geben, denn wie China und die USA gehört Deutschland nach wie vor zu ihren größten Märkten. Und Dienst- und Firmenwagen, für die die geplanten Steuervergünstigungen gelten, machen etwa zwei Drittel der hiesigen Neuzulassungen aus. Traditionell stehen in den Ranglisten dieser Fahrzeuge die deutschen Marken ganz oben, vor allem die der Premiumhersteller.

Auch mit Blick auf die künftig schärferen EU-Vorgaben für Abgase bedeutet die Unterstützung aus Berlin für die Konzerne einen willkommenen geldwerten Vorteil: Ein höherer Anteil von Elektrofahrzeugen in der Flotte senkt oder vermeidet mögliche Strafzahlungen nach Brüssel.

Wenige preisgünstige Modelle

50 Punkte umfasst die sogenannte Wachstumsinitiative der Bundesregierung. Bezogen auf E-Autos wäre es allerdings ein weiter Weg zu Wachstum. Die Neuzulassungen der batterieelektrischen Fahrzeuge sackten in den ersten acht Monaten dieses Jahres um nahezu ein Drittel ab. Das liegt vor allem daran, dass die Regierung in Berlin im Dezember die Umweltprämie für Privatkäufer Knall auf Fall abgeschafft hat.

Planungssicherheit sieht anders aus. Das Hin und Her mit der Förderung spiegelt das Irrlichtern der Ampel-Koalition auf zahlreichen Themengebieten wider. Ein großer Teil der Autokäufer ist in Deutschland – im Gegensatz zu China – ohnehin von der Elektromobilität längst nicht überzeugt. Das beginnt mit der Reichweitenangst wegen der Lücken im Netz der Ladestationen und geht bis zu dem nur kleinen Angebot an E-Autos, die für Preise unter der wichtigen Schwelle von 30.000 Euro zu haben sind. Den Kauf teurer Dienstwagen zu fördern bedeutet, dass Steuerzahler mit niedrigerem Einkommen und ohne Firmenauto die in höheren Verdienstklassen alimentieren.

Der Sonderfall VW

Und dann noch das brandaktuelle Thema VW: Volkswagen ist in einer überwiegend selbst verschuldeten Krise. Alle wirtschaftlichen Vorgänge in dem Konzern sind fatalerweise auch politische – wegen der Rolle Niedersachsens als Gesellschafter. Eine Verkaufshilfe aus Berlin für E-Autos ist aber wohl nur ein kleines Pflaster. Mercedes-Benz und BMW kämpfen zwar auch mit sinkendem sowie stagnierendem Absatz. Doch mit ihren operativen Margen lagen sie trotz eines Rückgangs zuletzt an zweiter und dritter Stelle der größten Autoproduzenten der Welt. Das in Berlin beschlossene Geschenk vom Steuerzahler kommt gleichwohl auch ihnen zugute.

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