Im DatenraumKriminalität

Jeden Tag explodiert ein Geldautomat

461 Mal haben meist niederländische Täter im vergangenen Jahr Geldautomaten in Deutschland gesprengt oder dies versucht. Sie schlugen zwar seltener zu als im Jahr zuvor, doch markierte 2022 auch einen Höchststand. Den Rückgang führt das BKA auf Gegenmaßnahmen der Finanzindustrie und härteres Vorgehen der Strafverfolger zurück.

Jeden Tag explodiert ein Geldautomat

Kriminalität

Jeden Tag explodiert ein Geldautomat

fir Frankfurt

Kriminelle haben im Jahr 2023 bundesweit weniger Geldautomaten gesprengt oder dies zumindest versucht als im Jahr zuvor. 461 Fälle verzeichnete das Bundeskriminalamt (BKA) einer aktuell herausgegebenen Analyse zufolge. Das entsprach zwar einem Rückgang von 7%, war allerdings der zweithöchste Wert seit erstmaliger Erhebung der Zahlen im Jahr 2005. 388 Mal wurde gesprengt, statistisch betrachtet also etwa einmal pro Tag. 73 Mal blieb es beim Versuch.

Mit Brechstange und Trennschneider

Doch nicht nur mit Sprengstoff gingen die Täter vor. 141 Mal nutzten sie hydraulische Spreizer, Trennschneider oder Brecheisen, um an Geld zu kommen - oder entwendeten gleich den ganzen Automaten. Diese Vorgehensweisen kamen 14% seltener zum Zug als im Jahr zuvor.

Als Gründe für die rückläufigen Fallzahlen führt das BKA einen Maßnahmen-Mix an, der sich von verstärkten Präventionsbemühungen der Geldautomatenbetreiber über härteres Vorgehen der Strafverfolgungsbehörden bis hin häufigeren Patrouillen der Polizei im Umfeld besonders gefährdeter Standorte erstreckt.

Für das laufende Jahr zeichnet sich nach den vorliegenden Daten aus einzelnen Bundesländern insgesamt ein weiter abnehmender Trend ab. So sind den Angaben zufolge in Nordrhein-Westfalen im ersten Halbjahr 18 Automaten gesprengt worden, nach 88 im Vorjahreszeitraum. In Rheinland-Pfalz waren es in diesem Zeitraum 15 Sprengungen, nach 27 im Vorjahr. In Hessen ist laut Justizministerium mit zwölf Sprengungen in der ersten Jahreshälfte ein spürbarer Rückgang gegenüber 2023 zu verzeichnen. In Bayern verläuft der Trend hingegen in die entgegengesetzte Richtung: Bis August wurden dort 18 Sprengungen gezählt, nach elf im Vorjahreszeitraum.

Im Schnitt 100.000 Euro pro Beutezug

Mit den geringeren Fallzahlen 2023 einher ging weniger Beute. Wurden 2022 noch 29,9 Mill. vereinnahmt, so waren es im Jahr darauf 28,4 Mill. Euro - im Schnitt 103.000 Euro pro Sprengung. Um ein Vielfaches höher liegen die Sachschäden. Der Versichererverband GDV hat diese für 2022 auf 110 Mill. Euro veranschlagt.

Rücksichtsloses Vorgehen

Die Täter gehen Strafverfolgern zufolge mit großer Rücksichtslosigkeit vor. Nicht nur, weil sie Leib und Leben von Unbeteiligten mit den Sprengungen, die erhebliche Zerstörungswirkung entfalten, gefährden, sondern Menschen auch mit ihren hochmotorisierten Fahrzeugen auf der Flucht in Gefahr bringen. So kam es 2023 in diesem Zusammenhang erstmals zu einem Autounfall mit Todesfolge.

Alles in allem 201 Tatverdächtige wurden 2023 im Zusammenhang mit Geldautomatensprengungen ermittelt, von denen zwei Drittel die niederländische Staatsangehörigkeit hatten. Der Großteil von ihnen stammt nach Erkenntnissen des BKA aus der Region Utrecht/Amsterdam mit häufig marokkanischem Migrationshintergrund. Nur zwei der 201 Tatverdächtigen waren den Angaben zufolge Frauen. Zwei Drittel der Täter gehörten der Altersgruppe 21 bis 30 Jahre an. Dass viele Automatensprenger aus den Niederlanden stammen, erklärt auch, weshalb insbesondere das angrenzende Nordrhein-Westfalen zu den Brennpunkten zählt, wenn es um derlei Delikte geht.

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