KommentarRefinanzierung von Atos

Gewiss sind nur die Ungewissheiten

Trotz einiger Details gibt es bei der geplanten Refinanzierung von Atos viele Unklarheiten. Fest steht nur, dass der Staat mitmischt und Aktionären eine starke Verwässerung droht.

Gewiss sind nur die Ungewissheiten

Refinanzierung von Atos

Gewiss sind nur die Ungewissheiten

Von Gesche Wüpper

Ein wenig Gewissheit und doch jede Menge Unklarheiten hat Atos Investoren mit den Eckdaten der geplanten Refinanzierung serviert. Fest steht bisher nur, dass der IT-Dienstleister auf der Suche nach 1,2 Mrd. Euro ist, dass der Staat sich eine goldene Aktie bei den Superrechnern gesichert hat und dass Aktionären eine starke Verwässerung ihrer Beteiligungen droht. Denn der Konzern, der einst als eines der Vorzeigeunternehmen der europäischen Technologiebranche galt, will seine Bruttoverschuldung bis 2026 um gut die Hälfte verringern. Schulden in Aktien umzuwandeln dürfte zu den Vorschlägen gehören, die Investoren und Gläubiger Atos bis zum 26. April unterbreiten werden. An der Börse ist Atos nach Bekanntwerden der mageren Details erneut unter Druck geraten. Die Aktie des Technologiepartners der Olympischen Spiele in Paris hat innerhalb der letzten fünf Jahre fast 97% an Wert verloren.

Wie konnte das passieren, fragen sich Beobachter nicht nur in Paris. Ist die Akquisitionsstrategie des früheren Atos-Chefs Thierry Breton Schuld an dem Debakel des IT-Dienstleisters? Oder der späte Einstieg in die Cloud-Technologie? Fest steht nur, dass Atos nach Bretons Wechsel zur EU-Kommission in schwieriges Gewässer geraten ist und Anleger mit einer Reihe von schlechten Nachrichten verschreckt hat. Erst stellten Rechnungsprüfer bei zwei US-Einheiten mögliche Bilanzierungsfehler fest, dann musste Atos Gewinnwarnungen abgeben. Damit nicht genug, denn innerhalb der letzten Jahre hat der IT-Dienstleister gleich mehrere Chefs verschlissen. Generaldirektor Paul Saleh ist bereits der fünfte innerhalb von vier Jahren.

Einige Mitglieder der Wirtschafts-, Verteidigungs- und Außenpolitik-Kommissionen des Senats, die Saleh und Verwaltungsratschef Jean Pierre Mustier diesen Mittwoch befragen werden, wären nur zu gern Teil einer Untersuchungskommission des Atos-Debakels. Wegen der strategischen Bedeutung der Superrechner-Aktivitäten verfolgt die französische Politik genau, wie es mit dem Konzern weitergeht. Der Staat mischt bei den Plänen für Atos also auf jeden Fall mit.

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