KommentarGleichwertigkeitsbericht

Fakten versus Stimmungen

Der Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung zeigt: Von einheitlichen Lebensverhältnissen kann in Deutschland im Jahr 2024 keine Rede sein.

Fakten versus Stimmungen

Gleichwertigkeitsbericht

Fakten versus Stimmungen

Von Andreas Heitker

Erstmals hat die Bundesregierung einen „Gleichwertigkeitsbericht“ vorgelegt, der die Lebensbedingungen in den sehr unterschiedlichen deutschen Stadt- und Landkreisen genauer untersucht. Auf den ersten Blick stimmt das Ergebnis sehr hoffnungsfroh: Offenbar haben die wirtschaftlichen, sozialen, gesellschaftlichen und ökologischen Unterschiede zwischen den vielen Regionen in den vergangenen Jahren abgenommen. Dumm nur, dass die subjektiven Wahrnehmungen in der Bevölkerung den objektiv messbaren Entwicklungen nicht selten entgegenstehen. Auch dies zeigt der Bericht, der auch auf Tausenden von Interviews basiert. Die jüngsten Europawahlen haben ja ebenfalls gezeigt, dass Deutschland aktuell nicht das Zusammenwachsen, sondern eher eine zunehmende Spaltung prägt – zwischen Städten und ländlichen Räumen oder auch zwischen Ost und West. Hinzu kommt: Viele Regionen, die aktuell noch ein stärkeres Wachstum aufweisen, dürften in absehbarer Zeit durch die demografische Entwicklung wieder ausgebremst werden.

Unterschiedliche Lebensverhältnisse in Deutschland

Auch wenn die Stimmung bei einzelnen Indikatoren und in einzelnen Regionen mal besser und mal schlechter als die Lage ist: Von einheitlichen, gleichwertigen Lebensverhältnissen kann in Deutschland im Jahr 2024 keine Rede sein. Auch dies macht der 226-Seiten-Bericht mehr als deutlich. Bezüglich der Ansiedlung und Gründung neuer Unternehmen sehen beispielsweise 46% der befragten Stadtbewohner ihre Region überdurchschnittlich gut aufgestellt. In dünn besiedelten Gebieten sind dies nur 12%. Fast drei Viertel der Großstadtbewohner sagen, ihr Ort habe ein lebendiges Zentrum mit ausreichend Geschäften und Lokalen. In dünn besiedelten Gebieten sind es nur 11%. Und so weiter.

Der Gleichwertigkeitsbericht bietet keine politischen Lösungen. Aber er enthält gerade mit Blick auf die anstehenden drei Landtagswahlen in Ostdeutschland im September viele Erklärungsansätze für die – begründete oder auch unbegründete – Unzufriedenheit vieler Menschen im Land. Hoffentlich verschwindet er nicht gleich wieder in irgendwelchen Schubladen.

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