Große Risiken bei französischen OATs und bei Bunds
Staatsanleihen
Große Risiken bei OATs und Bunds
Von Werner Rüppel
Für die Märkte ist das Ergebnis der französischen Parlamentswahlen zwar zunächst einmal besser als befürchtet ausgefallen. So hat sich denn auch der Spread der Renditen von zehnjährigen französischen Staatsanleihen (den OATs, Obligations assimilables du Trésor) zu zehnjährigen Bunds nochmals leicht auf 66 Basispunkte eingeengt. Und auch auf der Aktienseite hat der französische Leitindex CAC 40 am Montag im Verlauf leicht zugelegt.
Bei genauem Hinsehen birgt das Ergebnis aber erhebliche Risiken für französische Staatsanleihen. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass sich Frankreich mit einer Rendite von 3,20% für zehnjährige OATs immer noch extrem günstig finanziert. Die Analysten von Janus Henderson stellen zu Recht fest, dass je linker die künftige Regierungskoalition in Frankreich, desto größere Sorgen sich die Märkte über einen möglichen Anstieg der Staatsausgaben, eine mögliche Rücknahme der Rentenreform und staatliche Gehaltserhöhungen machen werden. Die Experten von Carmignac gehen gar davon aus, dass der Spread zu Bunds wahrscheinlich allmählich ansteigen wird, was die französischen Schulden verteuern und zur Schwächung der Wirtschaft beitragen würde.
Nun finanziert sich aber der Bund mit einer Rendite von aktuell 2,54% derzeit auch extrem günstig am Anleihemarkt. Das übrigens in einem gemeinsamen Währungsraum, in dem vor allem die Staatsanleihen Italiens und Spaniens wesentlich höhere Renditen bieten. Und in einem Umfeld, in dem es für zehnjährige US-Treasuries eine Rendite von rund 4,30% gibt. Natürlich in Dollar, aber dieser dürfte aktuell zumindest genauso attraktiv sein wie der Euro, zumal das Ergebnis der französischen Wahlen den Euro zusätzlich schwächt. Anhaltende Unsicherheit will niemand. Und dann stehen auch noch Landtagswahlen in Ostdeutschland vor der Tür.
Alles in allem bestehen derzeit nicht nur bei OATs, sondern auch bei Bunds erhebliche Risiken. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, stuft zum Beispiel die Bundrendite als zu niedrig ein und erwartet einen Anstieg auf etwa 2,8%.