Konsumgüter

Henkel enttäuscht

Der Konsumgüterhersteller kommt schlechter als die Konkurrenz mit exorbitant gestiegenen Kosten zurecht. Im Markenartikelgeschäft kriegt Henkel außerdem zwei Dauer-Baustellen nicht in den Griff.

Henkel enttäuscht

Nach einem fulminanten Jahresauftakt von Henkel macht sich Ernüchterung breit: Der Persil- und Pritt-Produzent tut sich schwer, die exorbitant gestiegenen Rohstoff- und Frachtkosten an seine Kunden weiterzureichen. Aus Düsseldorf kamen am Montag mehr Molltöne, als zuletzt von Wettbewerbern wie Procter & Gamble, Reckitt Benckiser oder Unilever zu hören waren. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs wider. Henkel gehörte in den vergangenen Monaten zu den Underperformern in der Konsumgüterbranche. Im vergangenen halben Jahr ist der Kurs des Dax-Konzerns, dessen Mehrheit fest in Familienhand liegt, um ein Fünftel eingebrochen.

Es sind gleich mehrere Faktoren, die bei den Investoren nicht gut ankommen dürften: Die jüngste Prognoseunsicherheit des Managements irritiert. So hatte der Vorstand im Mai angesichts des glänzenden Jahresbeginns die Gewinnziele erhöht. Im Juli folgte die Rolle rückwärts, die höhere Ergebnisprognose wurde wieder kassiert und ganz aktuell noch einmal weiter beschnitten.

Um diese Entwicklung klar einzuordnen: Im aktuellen weltwirtschaftlichen Umfeld mit Pandemie, gespannten Lieferketten und explodierenden Materialkosten sind verlässliche Prognosen eine Kunst und eine Korrektur ist kein Drama. Die Frequenz jedoch, in der die Henkel-Führung derzeit die eigenen Ziele ändert – alle drei Monate nämlich –, ist ein bisschen hoch.

Darüber hinaus bekommt Henkel zwei Baustellen einfach nicht richtig in den Griff. Das US-Waschmittelgeschäft sowie das Konsumentengeschäft mit Körper- und Haarpflege schwächeln jetzt schon seit vielen Quartalen. In beiden Bereichen hat der Konzern bereits das Management ausgetauscht und sich externes Know-how ins Haus geholt – für das traditionell gerne mit Eigengewächsen arbeitende Haus ein bemerkenswerter Schritt. Doch die Ziele sind immer noch nicht er­reicht: Die Marktanteile in den USA erodieren weiter, und die Shampoo- und Duschgelmarken für Endverbraucher verlieren stetig an Glanz. Die Sparte Beauty Care verzeichnete als einzige im dritten Quartal einen organischen Umsatzrückgang.

Auch wenn das wiedererstarkte Klebstoffgeschäft die Schwächen in den Markenartikelgeschäften teilweise ausbügeln kann: Die strategische Frage nach Zukunft und Aufstellung der im globalen Marktvergleich kleinen Kosmetiksparte drängt sich immer stärker auf. Das bisherige „Weiter-so“ mit kleinen Anpassungen kann immer weniger überzeugen.

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