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Hoffentlich kehren neue Besen besser

Eine bessere Ökobilanz erreichen Airlines nur mit mehr nachhaltigem Flugbenzin. An dem aktuellen Engpass wird auch die neue Vorstandsriege wenig ändern können.

Hoffentlich kehren neue Besen besser

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Hoffentlich kehren neue Besen besser

Von Lisa Schmelzer

Das Thema Nachhaltigkeit bei der neuen Technikvorständin anzusiedeln, ist auf alle Fälle sinnvoll. Denn Dekarbonisierung gelingt nur mit Hilfe neuer Technik.

Die Lufthansa arbeitet im Moment an mehreren großen Baustellen. Da sind zum einen die Tarifkonflikte, die das Unternehmen seit Monaten lähmen. Da sind zum anderen die Probleme mit den Flugzeugherstellern, die wartungsintensive Maschinen verkauft haben oder neue Flugzeuge zu spät liefern – was die Wachstumsziele der Fluglinien gefährdet. Und da ist das Thema Nachhaltigkeit, bei dem die Branche von der Politik auf ehrgeizige Klimaziele verpflichtet wurde.

Mitten in den Bauarbeiten trennt sich die Lufthansa nun von vier ihrer sechs Vorstände. Das wirkt auf den ersten Blick chaotisch, könnte sich aber am Ende als heilsamer Rundumschlag erweisen. Vor allem die Neusortierung im Technikressort ist sinnvoll. Die künftige Vorständin Grazia Vittadini ist als ehemalige Airbus-Führungskraft in der Branche bestens vernetzt und bringt das nötige Technik-Know-how mit. Bei ihr landet aus gutem Grund auch die Zuständigkeit für das Thema Nachhaltigkeit, denn die Möglichkeiten zu einer besseren Ökobilanz sind bei Airlines technikgetrieben. Bisher war Nachhaltigkeit dem Ressort "Markenführung" zugeordnet und führte dort im Vergleich zu Produktthemen eher ein Stiefmütterchen-Dasein. Nun rückt das Thema stärker in den Fokus.

Erreicht werden kann ein geringerer Ausstoß von klimaschädlichen Gasen nur über den Einsatz von nachhaltigem Flugbenzin und verbrauchsärmeren Triebwerken. Allerdings fällt Fluglinien klimafreundlicheres Fliegen schwer, solange viel zu wenig Sustainable Aviation Fuel (SAF) produziert wird. An diesem Engpass wird auch Vittadini wenig ändern können – denn das ist vor allem ein politisches Thema, da das Hochfahren der Produktion nur mithilfe staatlicher Förderung gelingen kann.

Der Abschied von Detlef Kayser und Harry Hohmeister aus dem Vorstand ist aus Altersgründen wenig überraschend. Dagegen kommt der Abgang von Remco Steenbergen als CFO Knall auf Fall, dem Vernehmen nach hat er einen neuen Job. Ausgerechnet Personalvorstand Michael Niggemann interimistisch mit den CFO-Aufgaben zu betrauen, ist allein schon deswegen fragwürdig, weil dieser angesichts der diversen laufenden Tarifkonflikte im Konzern schon vollumfänglich ausgelastet sein dürfte. Nicht nur wenn die Lufthansa demnächst tatsächlich in den Dax zurückkehrt, braucht es deshalb zeitnah wieder einen hauptberuflichen Ansprechpartner für die Kapitalmärkte.

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