KommentarAutoindustrie

Huaweis brisanter Datenschatz

Während sich die geballte politische Gefahrenabwehr hierzulande auf sensible Datentransfers in drei öffentlichen Mobilfunknetzen konzentrierte, blieb ein weit größerer Datenschatz bisher vollständig unter der Radarschwelle: Er entsteht durch den wachsenden Anteil chinesischer Elektronik in der Automobilindustrie.

Huaweis brisanter Datenschatz

Autoindustrie

Huaweis brisanter Datenschatz

Von Heidi Rohde

In der Telekombranche, in der die chinesische Technologieikone Huawei bei Mobilfunktechnik in Deutschland und Europa Marktführer war, tobt seit Jahren die Debatte um die Sicherheit der kritischen Infrastruktur und den Schutz vor Spionage und möglichen Cyberattacken, die durch vermeintliche Staatseingriffe bei dem Unternehmen erfolgen könnten. Während sich die geballte politische Gefahrenabwehr damit hierzulande auf die Technik und sensible Datentransfers in drei öffentlichen Mobilfunknetzen konzentrierte, blieb ein weit größerer Datenschatz bisher vollständig unter der Radarschwelle: Er entsteht durch den wachsenden Anteil chinesischer Elektronik, allen voran von Huawei, in der Automobilindustrie. Denn dort hat sich der Konzern als Zulieferer für Steuerungstechnologie, Antriebstechnik und Unterhaltungselektronik etabliert, und zwar nicht nur bei heimischen Autoherstellern, sondern auch bei den deutschen.

Schwer verzichtbar

Eine der letzten Amtshandlungen von US-Präsident Joe Biden rückt die wachsende Rolle von Autoelektronik chinesischer Provenienz schlagartig ins Rampenlicht und versucht, auch an dieser Stelle den Einfluss der Chinesen einzudämmen. Der Vorstoß kommt relativ spät und dürfte eher von etablierten Autozulieferern wie Bosch begrüßt werden, die mit der neuen Konkurrenz kämpfen müssen, als von den Autobauern, die auf die Innovation und Entwicklungsgeschwindigkeit von Huawei und anderen chinesischen Zulieferern nicht verzichten wollen (oder können).

Wachsendes Risiko

Allerdings birgt der Datenschatz, den die Autoindustrie auch aufgrund des stetig wachsenden Softwarenanteils in neuen Fahrzeuggenerationen anhäuft, vermutlich aufgrund seiner schieren Größe und Vielfältigkeit auch ein möglicherweise noch größeres Risiko für den Missbrauch als die in einem Telefonnetz entstehenden Daten. Hinzu kommt das Konfliktpotenzial, das die Frage der Datenhoheit birgt, die zwischen Autoherstellern und -Zulieferern kaum erschöpfend geklärt werden kann. Ob ein politisches Bollwerk gegen technologischen Druck zielführend ist, erscheint zweifelhaft, aber die Branche sollte den Weckruf gehört haben.

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