Pressefreiheit

In Hongkong macht es peng!

In Hongkongs Finanzszene hat es am Mittwoch gleich zweimal peng gemacht: Traurig ist die Nachricht, dass Hongkongs bestverkaufte Tageszeitung „Apple Daily“ als Informationsmedium künftig wegfällt. Die Hongkonger Regierung lässt auf Basis des neuen...

In Hongkong macht es peng!

In Hongkongs Finanzszene hat es am Mittwoch gleich zweimal peng gemacht: Traurig ist die Nachricht, dass Hongkongs bestverkaufte Tageszeitung „Apple Daily“ als Informationsmedium künftig wegfällt. Die Hongkonger Regierung lässt auf Basis des neuen chinesischen Sicherheitsgesetzes ihren schärfsten Kritiker dichtmachen und verhaftet führende Manager und Kolumnisten des Presseorgans wegen „gesetzesfeindlicher Meinungsverbreitung“. Andere Hongkonger Medien werden gewarnt, sich am Exitus von „Apple Daily“ ein Beispiel zu nehmen und gefügig zu bleiben.

Hongkongs Finanzgemeinde schwant Übles. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis andere Informationskanäle „gesetzestreu“ gemacht werden. Dann laufen auch Finanzanalysten Gefahr, mit negativen Einschätzungen zu Hongkongs oder Pekings Wirtschaftspolitik mund­­tot gemacht zu werden. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam betont freilich, dass der von Peking diktierte Umgang mit Presse- und Meinungsfreiheit rein gar nichts mit der Attraktivität des bislang für seine Freiheiten gerühmten Finanzplatzes zu tun hat. Dort herrscht derzeit aber nicht nur wegen des Sicherheitsgesetzes miese Stimmung. Auch das Vorzeigegeschäft mit Börsengängen ist zuletzt arg ins Stocken ge­raten.

Dem „Apple“-Schock ist am Mittwoch allerdings zunächst ein anderer Knaller auf dem Fuß gefolgt, nämlich die Ankündigung, dass der als vielversprechender Tesla-Rivale apostrophierte chinesische Elektroautobauer Xpeng ein Listing an der Hong Kong Exchanges plant. Xpeng zählt zusammen mit Nio und Li Auto zu einem cash-hungrigen chinesischen E-Auto-Trio, das mit seinen Börsengängen an der Wall Street bereits für Furore gesorgt hat. Nun eröffnet sich die Chance, mit einem flankierenden Listing in Hongkong noch einmal kräftig einzusammeln.

Nio und Li Auto werden wohl mit einer dualen Börsenpräsenz in New York und Hongkong nachziehen wollen, um ihre Kapitalbeschaffungsmöglichkeiten zu diversifizieren. Abgesehen davon hat ein Hongkong-Listing den Charme, dass chinesische Unternehmen im Ernstfall einer Eskalation der Streitigkeiten zwischen China und den USA und der viel diskutierten Gefahr einer Verbannung von US-Börsen nicht völlig den Boden unter den Füßen verlieren. In Hongkong träumt man davon, sich ein IPO-Cluster mit chinesischen Start-ups aus der Elektromobilitätsszene aufbauen zu können. Über solche Erfolgsmeldungen darf die verbleibende Hongkonger Tagespresse übrigens auch in Zukunft ungehindert berichten.

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