KommentarMittelabflüsse aus Reits

Investmentriesen stecken in der Immobilienfalle

Blackstone, Starwood und Konsorten buhlen mit privaten Real Estate Investment Trusts um Individualanleger. Im Drang nach Gebühreneinnahmen haben sie sich selbst zu Verlierern der US-Gewerbeimmobilienkrise gemacht – und sie werden nicht die einzigen bleiben.

Investmentriesen stecken in der Immobilienfalle

US-Immobilien

Investmentriesen in der Falle

Von Alex Wehnert

Blackstone, Starwood und Konsorten haben sich selbst zu Verlierern der US-Gewerbe- immobilienkrise gemacht.

Die Krise am US-Gewerbeimmobilienmarkt ist noch lange nicht ausgestanden – damit rollen auf Finanzriesen Probleme zu, die sie sich in weiten Teilen selbst eingebrockt haben. Mit nicht gelisteten Real Estate Investment Trusts (Reits) haben Private-Equity-Gesellschaften wie Blackstone und Starwood Capital um die Finanzmittel vermögender Einzelinvestoren gebuhlt. Doch was sich als lukrative Quelle für zusätzliche Gebühreneinnahmen ausnahm, ist für die Häuser längst zu einer Falle geworden.

Schwerer psychologischer Schlag

Denn die Individualanleger zeigen sich in turbulenten Phasen weniger geduldig als langjährige institutionelle Kunden. So ziehen Investoren seit Ende 2022 im großen Stil Mittel aus privaten Reits ab. Blackstone und KKR sahen sich damals dazu gezwungen, harte Auszahlungslimits für ihre Vehikel zu verhängen, den drastischsten Schritt unternahm Ende Mai allerdings Starwood. Anteilsrücknahmen ihres Real Estate Income Trust sind seither auf 0,33% des Net Asset Value pro Monat beschränkt.

Dass Starwood zu einem Zeitpunkt zu dieser Maßnahme griff, zu dem die Konkurrenz sich wieder in der Lage zeigte, milliardenschwere Auszahlungsanfragen zu erfüllen, ist ein schwerer Schlag für den Markt. Denn auch die Kunden anderer Private-Equity-Häuser erwarten nun ähnliche Schritte ihrer Anbieter und fürchten, tatenlos zusehen zu müssen, während der Wert ihrer Investments erodiert. In der Folge ziehen nicht nur erneut die Auszahlungsanfragen an Reits an – auch das Fundraising-Volumen bricht ein.

Verfälschte Bewertungsgrundlagen

Blackstone versucht nun gegenzusteuern. Der Private-Equity-Riese will Auszahlungsanfragen aus dem Juni vollständig nachkommen, obwohl ihr Volumen die Rücknahmelimits übersteigt. Dass dies reicht, um verlorenes Vertrauen im Markt wiederherzustellen, ist zweifelhaft. Denn strukturelle Probleme – ein durch Baubooms verursachtes Überangebot und durch den Homeoffice-Trend ausgelöste hohe Leerstandsquoten in Bürogebäuden – halten an, während die Geldpolitik restriktiv bleibt.

Die Liquiditätsklemmen der Reits tragen indes zu einer massiv gebremsten Transaktionsaktivität im Markt bei, die zu verfälschten Bewertungsgrundlagen in den Immobilienkreditportfolios amerikanischer Banken führt. Trotz der allgemeinen Anspannung droht das Ausmaß der Zahlungsausfälle im Gewerbesegment Investoren damit noch negativ zu überraschen. Blackstone, Starwood und Konsorten haben sich also selbst zu Verlierern der Immobilienkrise gemacht – und sie werden nicht die einzigen bleiben.