Joachim Löw folgt dem Krisenmuster
jh
Nun also doch: Bundestrainer Joachim Löw holt Mats Hummels und Thomas Müller für die Fußball-Europameisterschaft in die Nationalmannschaft zurück. Löw folgt damit einem Muster, das sich in Krisenzeiten auch in Unternehmen beobachten lässt. Das Vertrauen bekommen in schwierigen Situationen vor allem bewährte Kräfte und die etablierten Spitzenmanager. Das ließ sich in der ersten Phase der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 feststellen und nun auch in der Pandemie. Hummels und Müller zeichnen sich seit Jahren als Führungsspieler in ihren Vereinen aus, und beide haben in dieser Saison überzeugt. Dagegen steckt die Nationalelf seit dem frühen Aus bei der WM 2018 in einer mal kleinen, mal größeren Krise: Das 0:6-Debakel gegen Spanien in der Nations League und die 1:2-Blamage in der WM-Quali gegen Nordmazedonien waren die jüngsten Tiefpunkte. Mit der Nominierung von Hummels und Müller sichert sich Löw ab: Geht sein Abschiedsturnier als Bundestrainer schief, kann er sich wie ein vorsichtiger Aufsichtsratschef wenigstens zugutehalten, kein Risiko eingegangen zu sein.